SUISA Jahresbericht 2006: Mehr Gewinn mit Konzerten

Am Samstag stellte die SUISA an ihrer GV in Bern den Jahresbericht von 2006 vor. Nachdem die Einnahmen nach dem Rekordjahr 2001 eingebrochen sind, konnte man im Geschäftsjahr 2006 beinahe wieder an die Gesamteinnahmen von damals anknüpfen. Dies obwohl die Einnahmen aus den Tonträgerverkäufen seit 2001 um mehr als 30% gesunken sind. Hingegen sind die Einnahmen aus Konzerten innerhalb des Jahres um rund einen Drittel gestiegen. Auch wieder stark gestiegen ist die Lizenzierung von Musik-Downloads (+622%), obwohl dies immer noch einen kleinen Anteil am Umsatz von der SUISA ausmacht.

Der Verteilschlüssel sieht wieder ähnlich aus wie die letzten Jahre. Nur gerade knapp 5% der ausbezahlten Urheber verdienten mehr als CHF 5000.-. Bei 72% betrugen die Auszahlungen für das letzte Jahr zwischen CHF 1.- und CHF 99.-. Angaben über die Zahl der SUISA-Mitglieder, die in dem Jahr nichts verdient haben, konnte ich nirgends finden. Das dürften aber etwa gleich viele sein, wie jene, die etwas verdient haben, womit sich die Prozentzahlen oben auf alle SUISA-Mitglieder verteilt nochmals halbieren würden.
Trotz dieser ernüchternder Studie und einer neuen «Eintrittsgebühr»
von CHF 100.- für Urheber und CHF 200.- für Verleger sind die Neuanmeldungen nicht zurück gegangen.

Laut der SUISA befindet sich der Musikmarkt in einer tiefgreifenden Umstrukturierung. Auch die Verwertungsgesellschaften in Europa seien vermehrt einer Wettbewerbssituation ausgesetzt. Nach einer Empfehlung der EU-Kommission Ende 2005 hätten Rechteinhaber nun die Möglichkeit, ihre Online- und Mobile-Rechte bei einer Gesellschaft ihrer Wahl und für ein Territorium ihrer Wahl übertragen zu können. Ferner seien nach der Empfehlung nationale oder territoriale Monopole der Verwertungsgesellschaften nicht mehr erlaubt. Deshalb wolle die SUISA ihre Unternehmensstrategie anpassen.

In ihrem Jahresbericht übt die SUISA auch viel Kritik am Vorgehen der Musikindustrie. Als Negativbeispiel werden die Kopiersperren für CDs erwähnt, von denen in den letzten Jahren alle Majors wieder abgekommen seien. Dies hätte dazu geführt, dass Käufer teilweise ihre CDs nicht abspielen konnten oder – wie im Fall des Sony Rootkids – mit «Spionagesoftware» belästigt wurden.

Es freut uns, dass sich die SUISA in dem Bericht klar gegen den Einsatz von DRM ausspricht:

«Die DRMS-Kontrolle funktioniert in vielen Fällen – und gerade beim erfolgreichsten Musikportal – nicht wie vorausgesetzt. Aber sie hat zur Folge, dass Konsumenten, die ein legales Angebot benützen, in proprietäre, das heisst nicht interoperable Systeme gezwängt werden. iTunes (Apple) sorgt dafür, dass kein anderes DRMSkontrolliertes Angebot auf iPods (Apple) überspielt werden kann. Das Angebot von Microsoft (unter diversen Namen) kann nur nutzen, wer Windows Media Player (ein Microsoft-Produkt) installiert hat.»

Die SUISA wehrt sich zudem gegen die Technologieunternehmen, welche gegen Abgaben auf Leerträger lobbyieren, mit der Begründung, DRMS mache die Vergütung für die private Kopie überflüssig:

«Abschaffung dieser Leerträgervergütung würde bedeuten, dass privates Kopieren verboten wird, mit allen ungeklärten Fragen hinsichtlich des Schutzes der Privatsphäre.»

m4music Aufzeichnungen

An der Konferenz des m4music Festivals 2007 in Zürich gab es ein paar interessante Beiträge, die jetzt auf der Website als Audio-Aufzeichnungen zum Download bereit stehen.

Die Keynote wurde von Peter Jenner aus London gehalten, welcher Manager von Pink Floyd, The Clash und anderen Bands war. Jenner viel in letzter Zeit vor allem durch seine Kritik an der Musikindustrie auf. In einem Tagi-Interview, das am m4music gemacht wurde, sagte er:

«Vielleicht ist die Ära der Musikaufnahme gänzlich vorbei, vielleicht wird es die Musik fortan nur noch auf der Bühne geben. Das ist möglicherweise sogar gut so: Antstatt jahrelang am perfekten Radiosong zu werkeln, der einem möglichst breiten Publikum gefallen soll, und Plastikscheiben in der Weltgeschichte herumzuschicken, machen wir zukünftig gute Musik für ein weltweites Nischenpublikum.»

Im Panel «House of the Rising Sun» wurde darüber diskutiert wie die Businessmodelle der Zukunft aussehen und wie die Musikbranche von den aktuellen Entwicklungen profitieren kann. In einem anderen Panel mit dem Titel «Bits and Music» drehte sich alles um den Hype «Web 2.0».
Teilnehmer der Panels waren u.a. Peter Schneider (VIRUS, DRS3, mx3.ch), Ivo M.Sacchi (Universal, IFPI) und Gregor Stöckl (Jamba!).

Hier noch etwas, da noch ein bisschen

Die GEMA scheint fast so kreativ zu sein, wie die Autoren, die sie vertritt. Dann jedenfalls, wenn’s um zusätzliche Einkommensquellen geht. Wir kennen die Diskussion: Die GEMA kriegt seit längstem Urheberabgaben auf Leerkassetten und CD-Rohlingen, sie will sie auch auf jeglichen Festplattenspeicher, MP3-Player, DVD-Recorder, CD-Player. Schliesslich kann man damit urheberrechtlich geschützte Musik abspielen bzw. kopieren. Grosszügigerweise hat man bei den Fotoapparaten auf Abgaben verzichtet. Vermutlich ist gerade noch rechtzeitig jemandem in den Sinn gekommen, dass man damit ja nur Bilder, keine Musik aufnehmen kann. Mit den neuen Multifunktionsgeräten ist das natürlich wieder anders, da kann man auch Videos aufnehmen. Und wo ein Video, da ist ein Ton. Und auf dem Ton könnte ja urheberrechtlich geschütztes… und so weiter.

Continue reading

Zahlen zu “Game Over” von IFPI, Folgeaktionen geplant?

Rechtsanwalt Beat Högger hat am Musiksymposium 2007 in Fürigen über die Aktion “Game Over” der IFPI Schweiz berichtet. Philippe hat es kurz in einem Bericht zum Symposium zusammengefasst:

Herr Högger betont während seiner Referats mehrfach, dass die Pirateriebekämpfung ein sehr aufwendiges Unterfangen sei und erläutert detailliert wohin die 137 Strafanzeigen geführt haben:

  • 4 Verurteilungen -> Strafbefehle
  • 59 Vergleiche
  • 3 Einstellungen wegen fehlenden Vorsatzes
  • 5 hängige Gerichtsverfahren
  • 49 hängige Untersuchungsverfahren
  • 3 Einstellungen wegen Absetzens ins Ausland
  • 2 Einstellungen in Fällen wo Schulzugänge missbraucht wurden

Bei den vier Verurteilungen handelt es sich scheinbar um allgemeine Verurteilungen wegen Verletzung des Urheberrechts. Damit konnte nicht die Frage geklärt werden, ob der Download illegal ist. Scheinbar ist eine weitere Klagewelle in Planung und es gilt weiterhin die eigenen Konsumenten einzuschüchtern:

Die IFPI werde die Bekämpfung mit aller Härte weiterführen und sei für dieses Jahr noch eine zweite Klagewelle vorgesehen.

Ungelegen kommen ihnen jedoch die Aussagen zum Downloaden von Musik des Institut für geistiges Eigentum, Konsumentenschutz , Verwertungsgesellschaften und anderen. Scheinbar erachten sie es nicht als besonders hilfreich, wenn andere korrekterweise darauf aufmerksam machen, dass der Download nicht illegal ist oder es zumindest nicht klar ist. Es wäre ihnen wohl lieber, wenn niemand widersprechen würde und die Behauptungen ungeprüft übernommen werden.

Zur Game Over Aktion gab es auch einige Diskussionen in Blogs (blogg.ch,PJ Wassermann,…)

GEMA erlaubt kostenlose Musik-Downloads

Das Musiknetzwerk Open Music Source (OMS) hat mit der deutschen Verwertungsgesellschaft GEMA einen Vertrag ausgehandelt. Dieser ermöglicht GEMA-Mitgliedern, Streams und Downloads ihrer Musik legal auf den OMS-Portalen anzubieten.

Ganz unproblematisch ist das neue Modell allerdings nicht: Um GEMA-Musik auf der Plattform anbieten zu können, muss der Künstler zuerst so genannte «GEMA-Credits» erwerben. Wenn ein Besucher einen seiner Titel herunterlädt oder länger als 45 Minuten anhört, werden 5 Credits von seinem Guthabenkonto abgezogen. Ist der Song länger als 5 Minuten, wird pro zusätzliche Minute ein weiterer Credit berechnet. Ein Credit entspricht etwa einem Eurocent. Im Gegenzug erhält der Künstler am Jahresende einen Auszug über die erfolgten Abrufe seiner Titel.

Theoretisch müssten dem Künstler die gemeldeten Streams und Downloads von der GEMA abzüglich Verwaltungskosten wieder erstattet werden. Das dürften momentan etwa 87 Prozent sein. Letztlich hängt die tatsächliche Ausschüttung vom Gebührenschschlüssel der Gema ab, den die Mitglieder festlegen.

Mehr Infos zu dem neuen Modell finden sich im Webforum der OMS.

Lost Vegas – Ausstellung im dock18

Für eine Woche verwandelt sich das Dock18 in eine Spielhalle mit künstlerischen Installationen als funktionstüchtige Games. Jede kann mitspielen und gewinnen!

Lost Vegas

Am Samstag 23.6 ist die Eröffnung und am Dienstag ein Medienkulturgespräch mit den Ausstellenden und Gästen.

Der Programmbeschrieb bei Dock18.

22.6.07 (heute) FreeVibes und Freebeer

Als Erinnerung heute Abend ist die Freevibes Party im Stuz2. Die Party wird organisiert von project21. Freevibes bringt ausschliesslich Musik die unter einer Creative Commons Lizenz veröffentlicht wurde. DJs sind Markus Koller & Marco Rothen von starfrosch.ch und Marc Widmer & Crew von anorg.

Details gibt es bei project21.

Passend zur Party gibt es Freebeer. Das Rezept von Freebeer steht unter eine Creative Commons Lizenz (CC-by-sa).

Bundesverwaltung setzt auch in Zukunft auf Microsoft-Software

Schlimm genug, dass angeblich beschlossen wurde, die Computer in der Bundesverwaltung auf Windows Vista und Office 2007 umzustellen. Nach einem Artikel von der NZZ wird nun auch in Erwägung gezogen, das Office Open XML von Microsoft als Standardformat zu wählen. Dieses Dateiformat wird insbesondere von der Open Source Bewegung stark kritisiert.

Hier ein Auszug aus dem NZZ-Artikel mit dem Titel «Krieg der Standards»:

Durch den Entscheid, die Computer der Bundesverwaltung auf Windows Vista und Office 2007 umzustellen, dürfte sich OXML bald als Standardformat der Bundesverwaltung durchsetzen. Es sei aber noch nichts entschieden, erklärt Peter Fischer, Delegierter für die Informatikstrategie des Bundes und Vorsteher des Informatikstrategieorgans Bund (ISB) auf Anfrage. Aber durch die Umstellung auf Vista und Office 2007 habe OXML eine gute Ausgangslage als Austauschformat. «Es stehen aber noch einige technische Klärungen aus. Mit einem Entscheid ist gegen Ende Jahr zu rechnen.» Der Verein eCH, der sich für die Entwicklung einheitlicher E-Government-Standards engagiert, gestützt durch Mitglieder aus der öffentlichen Verwaltung, aus der Privatwirtschaft und von Universitäten, hat im Oktober vergangenen Jahres vorgeschlagen, die Unterstützung des ODF durch Behörden zwingend vorzuschreiben. Nach einer Vernehmlassung, in der die ablehnenden Voten von Microsoft Schweiz und des ISB dominierten, wurde der Vorschlag zurückgezogen.

Bilder – Microstock, Creative Commons und andere Möglichkeiten

Philippe hat in seinem Blog einen längeren Artikel zum Bezug von Bildern geschrieben. Dabei geht es um die Frage, wo und unter welchen Bedingungen Bilder bezogen und verwendet werden können.

But what is about small budget or even just fun usage? People often ask me, if they are allowed to use that picture for this kind of use for free, but normally I can only answer: No. So this post ist about how to find pictures one can reuse, without expensive licence fees or even for free.

Der ganze Artikel oder direkt zu freien Bilder.

Wahlen Kulturministerium Schweiz

Seit beginn des Monats findet die Wahl des Kulturministerium.ch statt. Das Kulturministerium ist eine Aktion von KünstlerInnen und setzt sich für Kultur in der Schweiz ein. Heinrich Gartentor war der erste Kulturminister. Aktuell finden nun Neuwahlen statt. Bis Ende Juni kann eine KandidatIn gewählt werden. Zwischen den zwei Top-Kandidatinnen kommt es zur Stichwahl.

Mario Purkathofer stellt sich auch zur Wahl. Er setzt sich für freie Werke und Medienkulturen ein. Mario organisiert unter anderem Sofatrips, dock18, Last Late Multimedia Show und führt auch ein Blog.

Mario kann direkt gewählt werden. Er braucht auch deine Stimmen, damit er in die Stichwahl kommt.