Neun Thesen zur Remix-Kultur

Heute ist mein umfangreiches Essay zur Remix-Kultur bei irights.info online gegangen. Es berührt viele Themen, die auch die Digitale Allmend behandelt.

Der Remix ist die kulturelle Form der Netzwerkgesellschaft. Felix Stalder beleuchtet in neun Thesen medienhistorische, technologische, politische, rechtliche, kulturtheorische, soziale und ökonomische Dynamiken, die den Aufstieg und die aktuelle Entwicklung des Remix prägen. In den Konflikten, die damit verbunden sind, spiegelt sich die Tiefe des aktuellen gesellschaftlichen Wandels.

Ganzes Essay als PDF (600 kb)

Millionen sparen mit Open Source

Die NZZ hat einen interessanten Bericht über die positiven Erfahrungen des Kanton Solothurns mit dem Umstieg auf Open Source Software. Vor dem Hintergrund der “fragwürdige Vergabe eines 42-Millionen-Franken-Auftrages durch den Bund an Microsoft unter Ausschaltung des Wettbewerbs” besonders relevant.

Der Bund verlängerte die Lizenzverträge mit Microsoft für 42 Millionen Franken. Anders entschieden hat vor acht Jahren der Kanton Solothurn – und flächendeckend Linux installiert. Er spart seither Jahr für Jahr viel Geld und verfügt erst noch über flexiblere EDV-Systeme.

Vote Dada!

Am 28.09. findet in Zürich die Abstimmung über das Cabaret Voltaire statt. Über die Jahre haben wir von der Digitalen Allmend immer wieder Veranstaltungen im Cabaret Voltaire durchführen können und jedes Mal war die Zusammenarbeit sehr erfreulich. Es gibt nicht viele Institutionen die so offen sind für experimentelles und kritisches wie das Dada Haus. Ein Nein an der Urne würde zur sofortigen Schliessung des Hauses führen und wäre für uns, und für Zürich, ein grosser Verlust. Deshalb, unbedingt abstimmen gehen:
EIN JA IN DIE URNE ZU LEGEN…..

– ein JA für Dada!

– ein JA für die Kunstfreiheit!

– ein JA für etwas Ambivalenz im «schönen Züri»!

Ubuntu 8.04 Release Party

Zwar nicht unsere Veranstaltung, aber natürlich dennoch sehr empfehlenswert für alle, die sich für Ubuntu und freie Software interessieren.

Tag der offenen Tür “Ubuntu 8.04” (Hardy Heron), Samstag den 24. Mai 2008, Vertiefung Mediale Künste, Sihlquai 131, Zürich

Die schweizerische Ubuntu-Community organisiert einen Tag der offenen Tür, um die neueste Version des freien Betriebsystems Ubuntu vorzustellen.

Die Veranstaltung richtet sich an Personen – auch unerfahrene Computerbenutzer – die einen Einblick in Ubuntu haben möchten, in seine Funktionsweise und die Möglichkeiten, die es bietet. In zahlreichen
Vorträgen werden die Hauptkomponenten und -anwendungen vorgestellt. Es wird zur Genüge die Möglichkeit geben, Ubuntu und seine Anwendungen vor Ort auf zur Verfügung gestellten Rechnern auszuprobieren. Sie können sich auch mit Fachleuten unterhalten oder Leute aus der Community kennen lernen, sogar einen der Entwickler von Amarok, einem freien Musikplayer.

Ganz herzlich eingeladen sind auch die Journalisten von Presse, Rundfunk und TV: Samstag den 24. Mai 2008 an der Zürcher Hochschule der Künste, Vertiefung Mediale Künste, Sihlquai 131, Zürich.

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Document Freeedom Day

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Gestern war der erste weltweite “Document Freedom Day”. Die Veranstalter schreiben

Roughly 200 teams from more than 60 countries worldwide are organising local activities to raise awareness for Document Freedom and Open Standards

Leider ist sogar auf deren eigener Website ist darüber nicht viel über die einzelnen Aktionen zu finden. Schade, denn die Sache ist wichtig.

In a world where records are increasingly kept in electronic form, Open Standards are crucial for valuable information to outlive the application in which it was initially generated. The question of Document Freedom has severe repercussions for freedom of choice, competition, markets and the sovereignty of countries and their governments.

Aber ein Anfang ist gemacht. Und der nächste 26. 03. kommt bestimmt. Bis dahin hat Ars Technica hat einen guten Artikel zum Event.

‘Digital piracy’ may benefit companies

Langsam scheint sich etwas ‘common sense’ in der Debatte um Piracy breit zu machen. Denn, wer hätte das gedacht, user die ein Produkt eh nie gekauft hätten, sondern es ‘illegal’ runter laden, richten keinen ökonomischen Schaden an, sondern sind potentiell sogar von Nutzen, wie jüngst Oxford Economist Karen Croxson an der Annual Conference of the Royal Economic Society verkündete.

Ms Croxson points out that piracy poses a threat to sales only when those who otherwise would buy become tempted instead to copy. In any market there are some who value the product but never would buy. Their piracy cannot harm the seller. Quite the opposite: because, like any consumer, a pirate will talk to others about product experiences, copying which does not displace sales can actually help business. Consumer `buzz’ is hugely important for sales success, studies have shown, and piracy drives up buzz without the need for extra marketing.

Nine Inch Nails veröffentlicht Album unter CC-NC-SA

Die US-amerikanische Band Nine Inch Nails (NIN) veröffentlicht dieser Tage ihr neues Album “Ghosts I-IV” unter einer Remix-freundlichen Lizenz. Der Creative Commons -Non-Commerical-Share-Alike Lizenz, was bedeutet, dass das Album nicht nur frei kopiert werden darf, sondern dass es im nicht-kommerziellen Kontext  frei verändert, remixed und gesampelt werden darft, solange die daraus entstehenden Werke wiederum unter der gleichen Lizenz veröffentlicht werden.

Ein weiteres Beispiel, wie sich, oftmals ohne oder gegen die grösseren Labels, sich die Musikindustrie zu verändern beginnt. In ihrem FAQ schreiben NIN dazu:

Q: Is Ghosts I-IV available elsewhere?

A: You can also purchase the download from Amazon’s MP3 store right now. The deluxe versions are available for pre-order from Artist in Residence (A+R) as well. Check out their other work.

The same 2xCD you can purchase here and a $39 4x vinyl edition (on 130 gram vinyl in a double gatefold package) will be available at retail in North America (April 8), Australia (April 5), the UK (April 8), Japan (April 5), and most European territories (April 8).

Q: Is the musical content of the CD versions any different from the downloads available here?

A: No, the CD versions contain the exact same 36 tracks as the full download.

Schwedische Parlamentsabgeordnete fordern Legalisierung von file-sharing

Eine wachsende Gruppe von Schwedischen Parlamentsabgeordneten (ursprünglich 7, aktuell bereits 13) fordert, die Realitäten anzuerkennen und file-sharing zu legalisieren. Karl Sigrid, einer der Abgeordneten, hat die Erklärung der Gruppe auf Englisch übersetzt und in seinem Blog veröffentlich. Darin steht, unter anderem:

Decriminalizing all non-commercial file sharing and forcing the market to adapt is not just the best solution. It’s the only solution, unless we want an ever more extensive control of what citizens do on the Internet. Politicians who play for the antipiracy team should be aware that they have allied themselves with a special interest that is never satisfied and that will always demand that we take additional steps toward the ultimate control state. Today they want to transform the Internet Service Providers into an online police force, and the Antipiracy Bureau wants the authority for themselves to extract the identities of file sharers. Then they can drag the 15-year-old girl who downloaded a Britney Spears song to civil court and sue her.

Diese Einsicht in die Realitäten ist ein grosser Erfolg von der Schwedischen Aktivisten von Piratenbüro, der Piratenpartei und dem Tracker piratebay, die seit Jahren diese Position sehr offensiv vertreten haben.

Es scheint mir, dass sich auch auf offizieller Ebene ein Umdenken ankündigt weil es deutlich wird, dass exzessive Kontrolle über die Kommunikation jedes einzelnen Bürgers sich nicht mit den Grundsätzen einer Gesellschaft nicht verträgt und dass hier gesammtgesellschaftliche Interessen sehr eng definiereten Spezialinteressen gegenüber stehen. Da könnte man fast wieder optimistisch werden ….

Knowledge Ecology

Knowledge Ecology International” hat sein eigenes Journal gegründet, welches, wenig überraschend, “Knowledge Ecology Journal” heisst. In seiner ersten Ausgabe fragt es den renomierten Rechtswissenschaftler James Boyle (Duke University) um seine Definition des Begriffs und seine Antwort trifft recht gut, was wir hier versuchen:

So for me, the knowledge ecology is the network of issues around innovation, access to knowledge, distributed creativity and so on — a network with interconnections we still understand only dimly. The reason to focus on the knowledge ecology, is to get beyond a 2 dimensional debate of intellectual property issues, conducted solely in legal terms — to bring in alternative ideas about innovation, both big and small, to focus on claims of distributional justice, to make distinctions between types of normative claims and knowledge goods. Above all its aim is to do for the world of knowledge, what ecological awareness did to assumptions about development and industrialization. By that I mean that it is important for us to reconsider the simple religion of maximalism, that the answer to every question is to create more intellectual property rights. Just as the environmentalists taught us about the contributions of the ecology to human health, and the need for sustainable development, so we have to develop a more sophisticated sense of the balance between intellectual property rights and the public domain, to understand that it is the interaction between the realm of the free and the realm of the protected that produces innovation, not one of them alone.

Noch ein offizieller Brief in Sachen URG Revision

Zusammen mit der Initiative Kunstfreiheit.ch haben wir einen letzten Brief an alle Fraktionsvorsitzenden und ausgewählte NationalrätInnen geschrieben, um nochmals unsere Standpunkte zu verdeutlichen. Die wesentlichen Absätze in diesem Brief sind diese beiden:

Wenn wir nach wie vor auch einige grundsätzliche Bedenken mit der vorliegenden Neufassung des URG haben, so möchten wir aus aktuellem Anlass in erster Linie betonen, wie zentral für uns der Artikel 39a Absatz 4 ist. Dort ist folgendes festgelegt: „Das Umgehungsverbot kann gegenüber denjenigen Personen nicht geltend gemacht werden, welche die Umgehung ausschliesslich zum Zweck einer gesetzlich erlaubten Verwendung vornehmen. “

Dieser Punkt ist uns besonders wichtig, weil damit wenigstens teilweise gesichert ist, dass bestehende, für uns essentielle Schranken des Urheberrechts (etwa: Recht auf Privatkopie, Zitierbarkeit, Archivierung) nicht durch die Hintertür, sprich technische Massnahmen, eingeschränkt werden. Würde dieser Absatz gestrichen, würde dies bedeuten, dass fast alle Schranken des Urheberrechts de facto abgeschafft würden.

Nun lehnen wir uns entspannt zurück und harren der Dinge, die in der Debatte vom 17.09. zum Vorschein kommen werden. Von Aussen sieht es ja so aus, als würde der aktuelle Entwurf einfach durchgewunken, aber man weiss ja nie….