Open Source Jahrbuch 2007 veröffentlicht

Das Open Source Jahrbuch 2007 ist erschienen. Das Jahrbuch ist eine Sammlung von lesenswerten Artikeln zum Thema Open Source. Viele der Titel und auch Autoren lassen auf sehr gute Beiträge schliessen. Die Beiträge sind nicht nur auf Open Source Software beschränkt. So hat es auch einen Beitrag zu Open Source in der Pharmaforschung und ein Kapitel zu Open Access. Dem Thema Open-Source-Ökonomie sind mehrere Beiträge gewidmet und Einsatzberichte zeigen auf, ob und wie Open Source Software eingesetzt wird.
Das ganze Buch ist auch als PDF verfügbar.

Die Digitale Allmend sucht einen Slogan

Zu unserer Freude wird die Digitale Allmend in der letzten Zeit immer stärker von der Öffentlichkeit wahrgenommen. Wie viele ähnliche Vereine kämpfen wir jedoch mit dem Problem, dass unser Themenfeld manchmal etwas komplex ist und Aussenstehende deshalb oft Schwierigkeiten haben, unsere Anliegen zu verstehen.

Um dem engegenzuwirken suchen wir griffige Slogans, die kurz und prägnant unsere Ziele transportieren. Wie Mario richtig bemerkt hat, brauchen wir dazu eure Vorschläge. Schreibt diese als Kommentar zu diesem Posting oder gleich direkt auf die Sammelseite in unserem Wiki.

Die besten Vorschläge werden später hier ausgezeichnet. Zu gewinnen gibt es unter anderem ein Allmend T-Shirt.

Der Slogan sollte ein kurzes Statement sein, dass man sich leicht merken kann. Ob Englisch oder Deutsch spielt keine Rolle. Es sollte als Tagline zusammen mit unserem Logo/Namen verwendet werden können. Bisherige Vorschläge sind z.B. «free growth of creativity» (Claude) oder «Freie Informationen für Bewohner digitaler Gemeinden» (Mario).

Neben einem Slogan brauchen wir auch eine besser verständliche Beschreibung der Digitalen Allmend. In 1-2 Sätzen (Deutsch) sollen damit unsere Ziele erläutert werden. Wir haben zwar bereits einen Zweckartikel, dieser ist jedoch etwas schwerfällig geschrieben und nicht leicht verständlich.

Wir freuen uns auf eure Vorschläge!

an open letter to steve jobs: sign it

drm.info / defectivebydesign.org hat heute einen offenen Brief an Steve Jobs gestartet, welcher hier unterschrieben werden kann. Dabei nehmen sie Bezug auf die von Steve geäusserten Versprechen um DRM fallen zu lassen und schlagen konkrete Massnahmen vor, welche bisher seitens Steve ausblieben.

Introduction:
Sign this letter to Steve Jobs asking him to back his pledge on DRM by April 1. We will send this letter with your comments to Steve on April 1, with a big thank you because he has taken one of these actions, or a jesters hat for him to wear if he doesn’t.

WIPO unterstützt die Wissensallmende

Bei der WIPO (World Intellectual Property Organisation) gab es einen erfreulichen Durchbruch bei der Entwicklungsagenda. So schreibt heise.de:

Die World Intellectual Property Organization (WIPO) wird künftig nicht nur für den Schutz des geistigen Eigentums (Intellectual Property, IP) sorgen. Sie soll auch die Auswirkungen dieses Schutzes auf die ärmeren Länder untersuchen und sich für eine reichhaltige “Public Domain” einsetzen, also frei zugängliche Werke. Das haben die WIPO-Mitgliedsstaaten am späten Freitagabend bei einer Sitzung eines eigens eingesetzen Komitees entschieden, das der WIPO eine “entwicklungspolitische Agenda” geben soll.

Auf der a2k Liste gibt es eine lesenswerte Sammlung von Zitaten von verschiedenen NGOs zum Resultat. Wir zitieren daraus Vera Franz von OSI:

“With this week’s meeting we are a step closer to making WIPO fit for the 21st century. Back in 2003 WIPO had argued that a meeting on open collaborative knowledge projects would fall outside the agency’s mandate. With today WIPO has put these issues firmly on its agenda, acknowledging that in a healthy and competitive knowledge economy more IP is not always better. What is next? These changes will have to impact future norm-setting at the agency.”

Weitere Details gibt es im offiziellen Pressrelease der WIPO oder im Blog der EFF.

Creative Commons Version 3.0 veröffentlicht

Die Version 3.0 der Creative Commons Lizenzen wurden veröffentlicht. Folgende Änderungen wurden gemacht:

  • Separating the “generic” from the US license
  • Harmonizing the treatment of moral rights & collecting society royalties
  • No Endorsement Language
  • BY-SA — Compatibility Structure Now Included
  • Clarifications Negotiated With Debian & MIT

Eine Zusammenfassung und detaillierte Erklärung der Änderungen befindet sich im Blog von Creativecommons.

Briefe an die Rechtskommission des Nationalrates

Wir haben mit 7 befreundeten Organisationen einen Brief an die Mitglieder der Rechtskommission des Nationalrates gesendet. Die Kommission berät in ihrer nächsten Sitzung die Revision des Urheberrechts. Der Ständerat ist nicht auf unsere Anliegen eingegangen, weshalb wir nun den Nationalrat auffordern auf unsere Anliegen einzugehen.

Im Brief wird auf drei wichtige Gefahren (Eingeschränkte Werksnutzung, Gefährdete Privatsphäre, Abhängigkeit von Anbieter) des Einsatzes von DRM Systemen hingewiesen. Die unterzeichnenden Organisationen empfehlen deshalb den umstrittenen Artikel 39 zum Schutz technischer Schutzmassnahmen wie folgt zu verändern:

  • Art. 39a 3: Ersatzloses Streichen des gesamten Absatzes.
  • Art. 39a 4: Unbedingtes Beibehalten dieses Absatzes.
  • Art. 39d: Erneutes Aufnehmen und Verbessern des früheren Art. 39b.1

Die Begründungen dazu finden sich im Brief.

Auch weitere Organisationen haben Briefe an den Ständerat geschickt. So fordern auch die Konsumentenorganisationen und die SIUG vergleichbare Änderungen am aktuellen Gesetzesentwurf. Die Konsumentenorganisationen fordern dabei noch zusätzlich einen Verzicht auf Musikhandyabgaben.
Eine weitere wichtige Änderung wird von der Initiative Kunstfreiheit gefordert. Die Initative Kunstfreiheit fordert eine Ausweitung und Anpassung der Zitatschranke:

Längst hat sich die technologische Situation aber dahingehend geändert, dass direkte Zitate in allen Medien gemacht werden – Text, Bild, Ton, Film. Solche „multimedialen“ Zitate sind bereits seit einem Jahrhundert ein fester Bestandteil unserer Kultur. Eine Anerkennung dieser breit etablierten Praxis ist einfach möglich. Die Zitatschranke muss dazu nur inhaltlich ausgedehnt werden.

Die Begründung und der Änderungsvorschlag befindet sich im Blog von Kunstfreiheit.

Es bleibt abzuwarten, ob die Rechtskommission des Nationalrates auf unsere Anliegen eingeht und den aktuellen Revisionsentwurf anpasst.

Update: Das Thema Urheberrechtsrevision wurde nicht in der Rechtskommission diskutiert. Das Traktandum wurde scheinbar verschoben. Es finden sich keine Hinweise in der Pressemitteilung. Die nächste Sitzungen der Kommission ist am 26/27.April.

Die Schweiz im Visier der “International Intellectual Property Alliance” (IIPA)

Die “International Intellectual Property Alliance“, eine US-Amerikanische Lobbying Organisation, hat vor kurzem ihren Jahresbericht 2007 über den Stand des Schutzes des “geistigen Eigentums” weltweit veröffentlicht. Diese Bericht wurde dem US Trade Representative (USTR) übergeben, der ihn in der Regel als Grundlage für die sogenannten “special 301” Verfahren benutzt. Diese Verfahren sind eines der zentralen Druckmittel, mittels denen die US Regierung auf bilateralem Weg extrem strikte Regelungen durchzusetzen versucht.

“Special 301” is the part of U.S. trade law that requires the U.S. Trade Representative (USTR) to identify countries that deny adequate and effective protection for intellectual property rights (IPR) or that deny fair and equitable market access for U.S. persons who rely on IPR. Once “identified,” the country could face bilateral U.S. trade sanctions if changes are not made to the address U.S. concerns.

Unter der Rubirk “COUNTRIES DESERVING SPECIAL MENTION” befindet sich dieses Jahr auch die Schweiz:

Special 301 Recommendation: IIPA specially mentions Switzerland in this year’s Special 301 filing, but does not make a recommendation for listing at this time. However, IIPA does recommend that an out-of-cycle-review be conducted this year to evaluate the efforts of the Swiss Government to amend its copyright law, and specifically: the removal of proposed sweeping exemptions and compulsory licenses for broadcasting organizations for online use of content; the removal of right to circumvent technological protection measures for use of exceptions; and the introduction of legal source requirement.

Was hier ausgesprochen wird ist eine Drohung, dass wenn die CH nicht die UHR Revision im Interesse der US Copyright Industrie durchführt, dann Schwierigkeiten in den nächsten bilateralen Handelsabkommen auftauchen werden. Die Schweiz ist allerdings nur eines von knapp 50 Ländern, die im Bericht negativ erwähnt werden, was die BBC dazu bringt zu kommentieren, dass dieser Bericht in erster Linie ein Zeichen sei, wie sehr die US Copyright Industrie “out-of-touch” mit den Rest der Welt sei.

Details zum DJ-Vertrag von der IFPI

Wie berichtet, hat die IFPI an DJs in der Schweiz einen Vertrag zur «Vervielfältigung von Tonaufnahmen zum Zwecke der Ausübung einer DJ-Tätigkeit» zugeschickt. Die IFPI vertritt nach eigenen Angaben einen Grossteil der Tonträgerproduzenten in der Schweiz. In dem Brief wurden die betroffenen DJs aufgefordert, den Vertrag bis zum 19. Febraur 2007 zu unterschreiben. Anderfalls wird mit zivil- und strafrechtlicher Verfolgung gedroht.

Plärrr Studio Productions waren so freundlich, uns eine Kopie des Briefes zur Verfügung zu stellen. Die Vereinbarung enthält einige interessante Punkte:

  • Der DJ muss der IFPI von jeder Promo-CD unaufgefordert eine kostenlose Kopie zusenden.
  • Wenn der DJ Hörproben eines Sets zwecks Promotion auf seine Website stellt, ist «die Spieldauer eines jeden Ausschnitts auf eine Dauer von 60 Sekunden limitiert.»
  • «Die Anzahl der gleichzeitig auf der Website angeboteten Hörproben ist auf 5 Stück beschränkt.»
  • «Die Wahrnehmbarmachung via Internet wird mit einer Software bzw. Website-Gestaltung realisiert, die sicherstellt, dass ein Herunterladen (“Download”) oder Speichern [..] verhindert wird.»
  • «Jede Tonaufnahme darf nur einmal je “Anklicken” wahrnehmbar sein.» Eine automatische Wiederholung (“Schleife”) der jeweiligen Ausschnitte oder die Verwendung als Hintergrundmusik der Website ist nicht gestattet.
  • Die Berechtigungen beziehen sich ausschliesslich auf das HTTP-Protokoll (ob HTTPS damit auch gemeint ist, steht nicht).
  • Auf der Website müssen Links zu den Websites von IFPI, SUISA und SWISSPERFORM plaziert werden.
  • Der «DJ gewährt IFPI vollumfänglich Einblick in alle bezüglich Internet-Nutzung verfügbaren statistischen Daten (z.B. log-files).»
  • «Das Speichern (“Hosting”) [..] ist ausschliesslich auf einem Server mit Standort in der Schweiz gestattet.»
  • Der «DJ darf ausschliesslich Tonaufnahmen zur Vervielfältigung verwenden, die nicht aus [..] Online-Tauschbörsen stammen.»
  • «Tonaufnahmen, die mit einem Kopierschutz- oder einer sonstigen Schutzvorrichtung versehen sind, der ihre Vervielfältigung verhindert, dürfen nicht kopiert werden.»
  • «Tonaufnahmen dürfen nicht mit Videoaufnahmen zusammengeführt werden.»
  • Sammelband “Wissen und Eigentum” jetzt auch als PDF

    Der Sammelband “Wissen und Eigentum” von Jeanette Hofmann ist nun auch als .pdf zum Herunterladen und Weiterverbreiten verfügbar. Er steht unter der Creative Commons Lizenz by-nc-nd.

    Die einzelnen Kapitel:

    I. Einleitung
    Jeanette Hofmann / Christian Katzenbach: Einführung
    James Boyle: Eine Politik des geistigen Eigentums

    II. Geschichte und Theorie

    Thomas Dreier / Georg Nolte: Einführung in das Urheberrecht
    Hannes Siegrist: Geschichte des geistigen Eigentums und der Urheberrechte.Kulturelle Handlungsrechte in der Moderne
    Klaus Goldhammer: Wissensgesellschaft und Informationsgüter aus ökonomischer Sicht

    III. Technische und rechtliche Strukturen

    Till Kreutzer: Das Spannungsfeld zwischen Wissen und Eigentum im neuen Urheberrecht
    Corinna Heineke: Adventure TRIPS – Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte im Nord-Süd-Konflikt
    Volker Grassmuck: Wissenskontrolle durch DRM: von Überfluss zu Mangel

    IV: Kunst und Kulturgüter

    Friedemann Kawohl / Martin Kretschmer: Von Tondichtern und DJs – Urheberrecht zwischen Melodieneigentum und Musikpraxis
    Heike Andermann / Andreas Degkwitz: Zirkulation wissenschaftlicher Information in elektronischen Räumen

    V. Märkte und Geschäftsmodelle

    Joscha Wullweber: Marktinteressen und Biopiraterie – Auseinandersetzungen um das «grüne Gold der Gene»
    Johann Cas und Walter Peissl: Datenhandel – ein Geschäft wie jedes andere?
    Robert A. Gehring: FOSS, die Firma und der Markt

    VI. Ausblick

    Felix Stalder: Neue Formen der Öffentlichkeit und kulturellen Innovation zwischen Copyleft, Creative Commons und Public Domain
    Bernd Lutterbeck: Die Zukunft der Wissensgesellschaft

    (via katzenbach.info)