1.1.2009 – Public Domain Day – Brunch & Jam Session

Texte, Musikstücke, Aufnahmen, Noten, Stücke, Filme, Schnippsel, Zitate, Bücher, usw. von Personen die seit dem letzten Jahr 70 Jahre tot sind (Sterbejahr 1938) werden rezitiert, gemixt und weitergegeben.

Mit dem Jahreswechsel fallen wieder Tausende von Werken und somit unser kulturelles Erbe der Allgemeinheit zu (Public Domain) und können frei vervielfältig und verändert werden. Dabei handelt sich um ein fundamentales Element des Urheberrechts, nämlich die zeitliche Limitierung der Urheberrechte, als Ausgleich zwischen den Interessen des Autoren und der Öffentlichkeit. Alle Werke von Autoren die 70 Jahre tot sind werden weltweit gemeinfrei.

Die Veranstaltung wird organisiert von Mario Purkathofer/Dock18 und Daniel Boos/Digitale Allmend in Kooperation mit wikimedia CH.

Der Brunch findet statt im Dock18, Rote Fabrik, Seestrasse 395, Zürich.
Die Veranstaltung ist auch auf Facebook veröffentlicht und im Kalender der Roten Fabrik.

Creative Commons Event on Friday 23 January in Zurich

We would like to make a preliminary annoucement about a special event on Creative Commons in Zurich on Friday January 23. We will host a a CC Saloon in the Walcheturm. CC use cases and showcases from
Europe will be presented and discussed. Details follow in the next few weeks.

On Saturday January 24, there will be a Creative Commons Meeting with several project leads from Europe.

If you have an interesting project under a CC license and/or would like to contribute to the event or CC Switzerland, please do not hesitate to contact us under team_cc at allmend.ch. Any help is welcome.

Ökonomie der Ideen

John Perry Barlow hat 1993 einen bemerkenswert klarsichtigen Blick auf die Problematik des geistigen Eigentums in einer digitalisierten Welt geworfen (1). Er legt grosses Gewicht auf die Einschätzung, dass bisher vor allem das physische Substrat geschützt worden sei. Das sei nun nicht mehr möglich.

Bereits diese These hat in der Lesgruppe „Wissensgesellschaft“ lebhafte Diskussionen hervorgerufen. Es wurde betont, dass die Ablösung der Information von der materiellen Basis mit der Digitalisierung weit fortgeschritten ist – die Entwicklung erfolgte aber eher evolutionär. Auch das Radio in den zwanziger oder die Bandkassetten in den sechziger Jahren stellen Stufen dieser Ablösung dar.

Kritisch hinterfragt wurde vor allem die These, dass die materielle Basis geschützt worden sei. Die Möglichkeit, etwa populäre Romane im 19. Jahrhundert neu zu setzen und zu produzieren, zeigt bereits ein gewisses Potential, das Werk von der materiellen Basis abzulösen. Darum zielten Copyright Konzeptionen auf das Werk, nicht auf das materielle Buch. Barlows These, „the bottle was protected, not the wine“ geht etwas weit.

Sein grosses Bild des technologischen Wandels trifft in weiten Teilen zu. Barlow nimmt auf die Diskussionen um die Informationsgesellschaft Bezug. Er sieht als Trend, dass sich die Weltwirtschaft immer mehr auf Gütern beruhen wird, die „keine materielle Form“ annehmen. So wird eine feste Verbindung zwischen Produzent und fairer Entschädigung hinfällig. Damit ist Barlow bei der zentralen Frage angelangt, wie Entschädigung in einer Cyber-Ökonomie aussehen könnte.

Barlow postuliert, dass freiwillige Zahlungen im Rahmen einer ethischen Haltung das zerfallende juristisch basierte System ablösen könnte. Zeitgenössisch diskutiert er anhand von Software die Bereitschaft vieler Menschen, ab einer gewissen Nutzungsintensität auch zu zahlen, wenn nur die Zahlungsmodalitäten unkompliziert wären.

Mit fünfzehn Jahren Distanz wirkt seine Lagebeurteilung erheblich frischer als seine Strategie. Es muss aber im Auge behalten werden, dass Barlow nicht ein politisches Strategiepapier verfassen wollte. Es ging vielmehr darum, im Kontext der weltweiten Freihandelsdebatten die Legitimität freier Zirkulation von Ideen und Kulturgüstern zu untermauern.

Dem mögen auch seine interessanten bis newAgeigen Bemerkungen zu Informtionen im Allgemeinen dienen. Spannend fanden wird die Betonung von Information als Beziehung. Sie verweist auf die Notwendigkeit Wissen und kulturelle Gegebenheiten immer wieder zu reproduzieren. Wie weit die Aussage „Information wants to be free“ zu mehr als zur griffigen Parole taugt, war Gegenstand lebhafter Diskussion: Ist Information ein handlungsfähiges Subjekt?

Urs

1) John Perry Barlow – The Economy of Ideas -Selling Wine Without Bottles on the Global Net
http://homes.eff.org/~barlow/EconomyOfIdeas.html

SFEM Tage Präsentation und Reports

Das Thema der SFEM-Tagung 2008 war open educational resources (OER). In diesem Zusammhang hat CC Schweiz einen Workshop zu Urheberrecht und Creative Commons durchgeführt.

Die Slideshow:

Weitere Reports gibt es in Form von Podcasts auf der Webseite von educationalmedia.

Mitgliedertreff am 1. Dezember

Die Digitale Allmend trifft sich zum monatlichen Treffen
am Montag 1. Dezember 2008 um 19:00.

Treffpunkt ist wiederum das

Restaurant Gloria
Josefstrasse 59
8005 Zürich

Eingeladen sind alle die Interesse an der Digitalen Allmend haben.

Dock18 – Dinner Show 1 mit Digitaler Allmend im Publikum

Das dock18 wurde wieder eröffnet und lädt diesen Herbst zur Dinnershow ein. Die Digitale Allmend ist am 24. Oktober 2008 auf Besuch und weitere Gäste sind herzlich eingeladen. Das dock18 formuliert die Einladung folgendermassen:

FREITAG 24. OKTOBER | 20:00 Uhr
…………………
Dinner Show mit Maschinen, Performances, Screenings & Live Publikum. Die Dinner Shows im Dock18 werden zusammengestellt aus den Geräten und Rezepturen der Künstler&Autorinnen.
…………

Mit Beiträgen von Ingrid Käser & Claudio Zopfi, Meinrad Feuchter, Andres Wanner, Maria Pamiansky, Patrick Maisano, Heinz Köck, Kocherich, u.a. Moderiert von Mario Purkathofer. Bar 2.0 geöffnet!

Als aktives Publikum ist die Digitale Allmend, sowie Schweizer Netzaktivistinnen eingeladen. Unser Publikum hat ganz spontan eine Doodle Abstimmungsseite eröffnet, über die sich alle anmelden können, auch jene die noch keine Netzaktivisten oder Mitglieder der digitalen Allmend sind.

Anmelden kann man sich direkt beim dock18, über Doodle oder Facebook.

Mo 29.9.2008 – Wikipedia – gewusst wie

Am Montag 29.9.2008 – 18:00 findet eine von Wikimedia CH und die ZB Zürich organisierte Veranstaltung in der ZB Zürich statt.

Aus dem Veranstaltungsflyer:

Wikipedia–gewusst wie

Die Online-Enzyklopädie bewusst nutzen
Mit Magnus Wieland (Zentralbibliothek Zürich) und Nando Stöcklin (Wikimedia Schweiz, PH Bern)

Alle schauen in der Wikipedia nach: Bibliothekare Journalistinnen, Schüler… Es geht schnell und einfach, und man wird fast immer fündig. Aber wer hat dieses «etwas» geschrieben, wer steckt dahinter? Und wie vertrauenswürdig ist diese Information?

Die Frage nach der Qualität und Verlässlichkeit von Information ist nicht neu. Sie stellt sich beim ledergebundene Lexikon mit Goldrand im Lesesaal der Bibliothek ebenso wie bei den Abstimmungsunterlagen der Behörden im Briefkasten und dem wissenschaftlichen Artikel in der Fachzeitschrift. Für diese etablierten Medien gibt es eingeübte und bekannte Methoden, die Qualität zu beurteilen.

Wikipedia aber ist ein neues Informationsmedium, das auch nach neuen Beurteilungsmethoden verlangt. Die gibt es – man muss sie aber zu nutzen wissen.

Die Veranstaltung in der ZB stellt die Wikipedia in diesem Kontext vor und blickt hinter die Oberfläche der Lexikonartikel. Sie stellt die Online-Enzyklopädie nicht in Frage, aber zur Diskussion und zeigt Wege auf, Wikipedia-Infos richtig zu bewerten und einzuordnen: Wikipedia – gewusst wie.

Politische Ökonomie des Wissens

Wer den Begriff der politischen Ökonomie in den Titel setzt, weckt mit dieser Referenz an einen gewissen Karl Marx grosse Erwartungen. Die Lesegruppe Wissensgesellschaft hat am 22.9.08 das Buch von Julian Eckl zur Ökonomie der Wissensgesellschaft diskutiert (1).
 
Das Kapitel „konzeptuelle Grundlagen“ hat widersprüchliche Interpretationen herausgefordert. Die Runde war sich einig, dass Eckl die Gestaltbarkeit, die Undeterminiertheit gesellschaftlicher Regelungen postuliert. Aus technologischer Entwicklung kann keineswegs abgeleitet werden, dass etwa bestimmte Formen von geistigem Eigentum zwangsläufig notwendig sind. In diesem Sinn zitiert er eher zustimmend die Position von Bijkers. Der betont, dass die Stabilisierung von Artefakten, etwa von  Technikgestaltung, ein gesellschaftlicher Prozess ist, der über Entscheidungen, Interessen und Werturteile geformt wird. Auch zu einer Analyse von GATT-Verhandlungen über geistige Eigentumsrechte betont Eckl: „Der Ansatz, staatliche Interessen nicht als gegeben oder aus der Struktur des internationalen Systems ableitbar anzusehen“ habe sich „als äusserst fruchtbar“ erwiesen (Seite 38).

Kontrovers wurde nun folgende Hypothese diskutiert: Wenn Eckl Gestaltbarkeit behauptet, wird diese These von der Logik seiner Analyse unterlaufen. Der Autor skizziert ein übermächtige, struktural verfestigt Konfiguration von Staat und Markt, die über das Scharnier des Privateigentums miteinander verbunden sind. Nicht einmal nur lose verbunden – aus Gründen des Erkenntnisgewinns hebt seine Sichtweise von politischer Ökonomie „die normative Trennung zwischen Staat und Markt“ auf.

Während Marx der politischen Ökonomie des Kapitalismus mit dialektischem Zaubertrick die Hervorbringung des eigenen Totengräbers in Gestalt der Arbeiterklasse prognostiziert, bleibt das Verhältnis zwischen dem Staat-Markt-System einerseits und den Akteuren-Handlungsspielräumen andererseits bei Eckl ziemlich unbestimmt. Die Folge: In grossen schwarzen Linien gemalte Systemanalysen wirken nicht gerade ermutigend auf Leute und Bewegungen, die aktiv eingreifen möchten.

Dem wird in der Diskussion entgegen gehalten, dass es durchaus nötig und legitim ist, als Hintergrundbild eine derartige Grossanalyse zu skizzieren. Sie ist unverzichtbar, um in öffentlichen und intellektuellen Debatten Positionen zu markieren.

Einigermassen vage bleibt Eckls eigene Arbeitshypothese der Wissensgesellschaft. Das mag mit seiner Skepsis gegenüber dem Begriff zusammenhängen. Er bestimmt sie knapp mit einer Abgrenzung von Wissen von Glauben, wie sie die Aufklärung hervorgebracht haben soll. Aussen vor bleibt auch ein konzeptueller Rahmen, um die Realökonomie der Wissensgesellschaft grob zu analysieren. Hier gibt es ja auch milliardenschwere Segmente, deren Wertschöpfung nicht auf geistigen Eigentumsrechten basiert, etwa das Bildungswesen, die Werbeindustrie oder der Finanzsektor.

Nun geht es aber Eckl nicht um grossangelegte Konzeptarbeit. In den Hauptteilen des Buches beschäftigt sich der Autor mit den Auseinandersetzungen um Open Source und geistiges Eigentum. Sein Buch wird als relevant und interessant bewertet. Nachdem wir bisher Autoren aus dem 20.Jahrhundert wie Drucker und Castells angesehen haben, sind wird mit Eckl in der Gegenwart angekommen, wo wir uns weitere Texte vornehmen. Nächster Termin ist der 10. November.

(1) Eckl, Julian. Die politische Ökonomie der “Wissensgesellschaft”.Geistige Eigentumsrechte und die Frage des Zugangs zu Ideen. Marburg, Tectum Verlag, 2004.