Referendum zur Revision?

Die Digitale Allmend hat das von no-dmca.ch angestrebte Referendum zur Urheberrechtsrevision diskutiert und zur Kenntnis genommen. Die Digitale Allmend äusserte sich während der Revision mehrfach kritisch gegenüber dem rechtlichen Schutz technischer Schutzmassnahmen und lehnt einen solchen Schutz weiterhin grundsätzlich ab. Die Digitale Allmend erachtet jedoch ein kurzfristiges Referendum zum jetzigen Zeitpunkt als ungeeignet und unterstützt den Referendumsaufruf von no-dmca daher nicht. Bei der Revision handelt es sich um einen
Kompromiss, bei dem zumindest teilweise auch unsere Anliegen aufgenommen wurden. Wir sind jedoch weiterhin der Meinung, dass eine weitergehende Umgehungserlaubnis und Einschränkungen von DRM in Zukunft notwendig sind.

Unser Augenmerk richtet sich im Moment auf die im Gesetz vorgesehenen Beobachtungsstelle. Die Digitale Allmend fordert daher, dass sich die Beobachtungsstelle mit den zu erwartenden negativen Auswirkungen technischer Schutzmassnahmen (DRM) auf die Schranken des Urheberrechts kritisch auseinandersetzt und zivilgesellschaftliche Gruppen dabei aktiv einbezogen und beteiligt werden.

Nationalrat nimmt UNESCO Konvention deutlich an

Die Schweizer Koalition für die kulturelle Vielfalt meldet einen Erfolg aus dem Nationalrat. Der Nationalrat hat heute mit deutlicher Mehrheit beschlossen die UNESCO-Konvention zur Bewahrung des immateriellen Kulturerbes zu ratifizieren.

Das EDI beschreibt die Konvention folgendermassen:

Die UNESCO-Konvention über kulturelle Vielfalt bezweckt den Schutz und die Förderung der Vielfalt kultureller Ausdrucksformen und die Bestätigung des Rechts aller Staaten, Bestimmungen in diesem Sinne zu erlassen. Es geht insbesondere um die Regelung von Fragen im Zusammenhang mit der Förderung und Verbreitung von Kultur: Die Konvention anerkennt die Besonderheit und die doppelte Bedeutung von kulturellen Aktivitäten, Gütern und Dienstleistungen als Träger von Identitäten, Werten und Sinn und als Objekte mit kommerziellem Wert. Weiter wird in der Konvention das Prinzip des Medienpluralismus und des öffentlichen Rundfunks bekräftigt. Schliesslich wird die zentrale Rolle der Zivilgesellschaft im Rahmen von Schutz und Förderung der kulturellen Vielfalt hervorgehoben.

Die Digitale Allmend ist Mitglied der Koalition.
(Parlamentsdebatte)

Creative Commons bald auch für Wikipedia-Artikel

Jimmy Wales, Gründer der freien Online-Enzyklopädie Wikipedia, hat verkündet, dass Wikipedia-Inhalte voraussichtlich bald unter eine Creative Commons Lizenz gestellt werden können. Der Vorschlag dazu kam von der Free Software Fondation (FSF) und Creative Commons.

Entscheidend für diesen Schritt war, dass die bisher für Wikipedia-Inhalte massgebliche GNU Free Documentation License (GFDL) der FSF so modifiziert wird, dass sie kompatibel wird mit der Lizenz Creative Commons Attribution-Share Alike (BY-SA). Diese CC-Lizenz erlaubt, dass ein Werk vervielfältigt, verbreitet und öffentlich zugänglich gemacht und modifiziert werden darf, wenn dabei der Name des Autors/Rechteinhabers in der von ihm festgelegten Weise genannt wird. Ein daraus neu entstandenes Werk muss wieder unter derselben oder einer kompatiblen Lizenzbedingung weitergegeben werden. Creative Commons Lizenzen wurden bisher bereits beim Wikipedia Schwesterprojekt Wikimedia Commons für Multimedia-Inhalte bentutzt.

Die Änderung wird laut einer Mitteilung der Wikimedia Foundation demnächst in der Wikipedia-Gemeinde zur Diskussion und Abstimmung gestellt. Wenn der Vorschlag gut ankommt, werden Wikipedia-Autoren in Zukunft zwischen der GFDL und CC-BY-SA wählen können. Bisherige Inhalte können auch relizenziert werden.

Die Creative Commons Lizenzen, welche sich mittlerweile einem grossen Bekanntheitsgrad erfreuen, haben gegenüber der GFDL den Vorteil, dass sie weniger kompliziert und einfacher zu nutzen sind. In der Videoaufzeichnung zur Bekanntmachung der Entscheidung des Wikimedia-Vorstands erläutert Wales, dass die Wikipedia wahrscheinlich schon zu Beginn auf CC zurückgegriffen hätte, wenn es damals die Lizenzen schon gegeben hätte.

Für Creative Commons ist die bevorstehende Harmonisierung der beiden Lizenzen «an extremely important step toward a world in which the free content world is not fractured by license incompatibility and thus is stronger». Auch Lawrence Lessig, der Gründer von CC war hocherfreut über die Ankündigung.

Referendum gegen Revision des Urheberrechts

Boingboing, Slashdot und Symlink haben über die Urheberrechtsrevision in der Schweiz berichtet. Der Artikel von BoingBoing enthält einige Missverständnisse.

Die Artikel haben jedoch mindestens zwei neue Aktionen ausgelöst:

No Swiss DMCA.ch
Referendum gegen die Urheberrechtsgesetzes Änderung vom 5. Oktober 2007

Contre l’ Arrêté Fédéral sur la Propriété Intellectuelle
Facebook Gruppe aus der Westschweiz zum Thema Referendum.

Für das Referendum werden bis am 24.Januar 50’000 Unterschriften von Stimmberechtigten Bürgerinnen und Bürger benötigt.

Update: Heise berichtet darüber.

Erinnerung: Mo 3.12.07 – 19:00 – Treffen Digitale Allmend

Zur Erinnerung:

Die Digitale Allmend möchte sich in Zukunft regelmässig zu einer lockeren Gesprächsrunde treffen. Am Treff besprechen wir verschiedene Themen, wie Creative Commons, Urheberrecht und Web 2.0, Ideen für Aktivitäten 2008 oder andere Fragen die Digitale Allmend gerade beschäftigen.

Der erste Treff findet am Montag 3. Dezember 19:00 Uhr im Restaurant Gloria Josefstrasse 59, 8005 Zürich statt.

Die Treffen sollten in Zukunft regelmässig am ersten Montag des Monats stattfinden. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Wir sind erkennbar am Allmend-Logo auf dem Tisch.

Zwischenstop bei “kunstfreiheit.ch”

Die Initative Kunstfreiheit legt einen Zwischenstop ein und zieht folgendes Fazit:

Wir haben ein ansehnliches Medienecho ausgelöst und mit vielen Akteuren auf diesem Gebiet direkte Gespräche geführt und dabei ist es uns gelungen, eine neue Position im Diskurs zu etablieren: Die Verschärfung des Urheberrechts ist nicht automatisch im Interesse der aktiven Urheber. Das mag vielleicht zunächst nach nicht so viel tönen, ist aber dennoch mittelfristig wichtig, weil die Verwertungsindustrie ja immer behauptet, im Interesse der Künstler zu sprechen.

Kunstfreiheit ist eine Initiative Schweizer KünstlerInnen und Kulturschaffender. Die Initative Kunstfreiheit hat mehrere offene Briefe im Rahmen der Revision des Urheberrechtes in der Schweiz veröffentlicht.

IFPI mal anders: «inspiring people to share!» ;) [Update]

Die IFPI ist immer wieder gut für Überraschungen. Nach dem unfreiwilligen Redesign von ifpi.com erstrahlt seit diesem Montag nun auch die Website www.musikindustrie.de, die von der Deutschen IFPI-Sektion unterhält wird, in neuem Gewand.

Auf der Homepage prangert gleich unter dem neuen Logo ein grosser Countown, der dem Besucher vor Auge führen soll, wie viele illegale Downloads seit Anfang Jahr getätigt wurden. Was die IFPI genau darunter versteht und wie sie auf diese Zahl kommt steht leider nirgends.

Erst wenn man sich den Quelltext der Website anschaut, die auf dem freien CMS Typo3 basiert, erhält man einen Hinweis, wie das mit dem Download-Zähler gemeint sein könnte. In der 7. Zeile des Quellcodes steht nämlich folgendes:

This website is powered by TYPO3 – inspiring people to share!

[Update]:
Auf Nachfrage hat uns Sylvia Reitz vom Bundesverband Musikindustrie e.V. mitgeteilt, dass der Downloadzähler auf musikindustrie.de auf der Zahl der illegalen Downloads im Jahr 2006 basiert, welche die IFPI in ihrer Brennerstudie ermitteln liess. An dieser Studie, die von der Gesellschaft für Konsumentenforschung (GfK) durchgeführt wurde, nahmen 10’000 Peresonen teil. Mehr Infos dazu in diesem Artikel auf Spiegel Online.

Wissensgesellschaft – ein Verschleierungsbegriff?

Wissensgesellschaft – ein Verschleierungsbegriff?

Das jüngste Projekt der Digitalen Allmend hat abgehoben. Zu viert haben wir am 27. November die Lesegruppe Wissensgesellschaft gestartet. So eine Gesprächsrunde zu entwickeln ist eine Herausforderung. Leute mit verschiedenen Hintergründen sollen sich intensiv einbringen und gleichzeitig einen anspruchsvollen Text im Auge behalten. Das ist ganz gut gelungen.

Die Vorteile des Textes von Gemperle / Streckeisen (1) zeigten sich darin, dass niemand von der Position der Autoren begeistert war und der Text aber anregende Schlaglichter auf Entstehung und Vertreter des Konzepts von Wissensgesellschaft wirft. Hier einige der Punkte, um die sich unsere Diskussion gedreht hat.

Kann die Durchdringung mit IT-Technologie als Indikator für die Wissensgesellschaft angesehen werden? Die Autoren meinen nein und kritisieren eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (seco). In der Diskussion wurde bemerkt, dass die Autoren an keiner Stelle nachweisen, dass die kritisierte Studie übertriebene Schlussfolgerungen in Richtung Wissensgesellschaft zieht.

Im Abschnitt zum sozialwissenschaftlichen Post-Syndrom wurden die Ausführungen zu den fünfziger und sechziger Jahren als interessant taxiert. Da wird etwa Daniel Bells „The Coming of the Post-Industrial Society“ vorgestellt. Eher enttäuschte Äusserungen hat es zu den neueren Autoren gegeben, die ziemlich verkürzt „in die Pfanne gehauen“ werden.

Wo Gemperle / Streckeisen (andere) linke Positionen kritisieren, machen sie ihr Anliegen dann ziemlich klar. Jede Verwendung von Begriffen wie Informations- oder Wissensgesellschaft scheint für sie „einer kritischen Analyse der gesellschaftlichen Wirklichkeit im Wege zu stehen“ (S. 25). In der Diskussion haben wir aber mehrmals festgestellt, dass die Autoren selber auch einer von ihnen kritisierten pauschalisierenden und abstrakten Betrachtung verhaftet bleiben.

Ein lebhaftes Gespräch hat sich um die Frage entwickelt, wie weit Leitvorstellung und Strukturwandel der Wissensgesellschaft direkt zur Ausgrenzung von sozial Schwächeren führt, die nicht mit der Leichtigkeit des smarten Mittelstands agieren können.

In der Diskussion ist auch der Wunsch laut geworden, Grundbegriffe wie Information oder Wissen zumindest ein Stück weit zu klären. Das ist nun zu einem Eintrag in der nice to read Liste geworden, wir suchen einen geeigneten Text dazu. Weiter auf der Liste sind ein Kapitel zu Castells Netzwerkgesellschaft in (2) und ein Text zu Creative Commens (3). Weiter geht’s im Januar.

Urs

1) „Einleitung zur Diskussion ¸ber die Wissensgessellschaft.“ in: Gemperle, M.; Streckeisen, P. (Hrsg.): Ein neues Zeitalter des Wissens? Kritische Beiträge zur Diskussion über die Wissensgesellschaft. Zürich: Seismo, 2007. 280 S.
2) Jochen Steinbicker. Zur Theorie der Informationsgesellschaft: ein Vergleich der Ansätze von Peter Drucker, Daniel Bell und Manuel Castells.
3) „Uses of Creative Commons Licenses“. http://jcmc.indiana.edu/vol13/issue1/kim.html

Newsletter – Lesegruppe / Treff Digitale Allmend

Aus unserem neuesten Newsletter.

Di 27.11.2007 – 19:00 – Lesegruppe Wissensgesellschaft

Diesen Dienstag trifft sich zum ersten Mal die Digitalen Allmend Lesegruppe Wissensgesellschaft. Wir sehen uns einen ersten Text an und werden auch abmachen, wie es weitergehen soll.

Als Einstieg sprechen wir über den Einleitungstext eines neueren Sammelbandes (1). InteressentInnen können sich bei uns melden (info(at)allmend.ch).

Die Lesegruppe sieht sich also Dienstag 27. Nov 19:00 Uhr im Restaurant Gloria Josefstrasse 59, 8005 Zürich.

Auf der “nice to read” Liste für die Zukunft stehen Vorschläge wie “Uses of Creative Commons Licenses” oder ein zusammenfassender Überblick über Konzepte der Informationsgesellschaft (2).

Mehr dazu bei taktil.

(1) “Einleitung zur Diskussion über die Wissensgessellschaft.” in: Gemperle, M.; Streckeisen, P. (Hrsg.): Ein neues Zeitalter des Wissens? Kritische Beiträge zur Diskussion über die Wissensgesellschaft. Zürich: Seismo, 2007. 280 S.

(2) Jochen Steinbicker. Zur Theorie der Informationsgesellschaft : ein Vergleich der Ansätze von Peter Drucker, Daniel Bell und Manuel Castells.

Mo 3.12.07 – 19:00 – Treffen Digitale Allmend

Die Digitale Allmend möchte sich in Zukunft regelmässig zu einer lockeren Gesprächsrunde treffen. Am Treff besprechen wir verschiedene Themen, wie Creative Commons, Urheberrecht und Web 2.0, Ideen für Aktivitäten 2008 oder andere Fragen die Digitale Allmend gerade
beschäftigen.

Der erste Treff findet am Montag 3. Dezember 19:00 Uhr im Restaurant Gloria Josefstrasse 59, 8005 Zürich statt.

Die Treffen sollten in Zukunft regelmässig am ersten Montag des Monats stattfinden. Interessierte sind herzlich eingeladen.

Frankreich mit neuem anti-piracy plan

soeben in bbc news/technology gelesen:

französische Internet-User, welche beim ‘pirating’ von Filmen oder Musik erwischt werden, könnten schon bald vom Netz getrennt werden.
Gemäss dem Artikel wird eine neue unabhängige anti-piracy Behörde geschaffen, welche von den Kontrollfirmen der Musik- und Filmindustrie bei Verstössen kontaktiert wird.
Nach einer unwirksamen Warnung, wird filesharern mit einer Trennung oder Suspendierung vom Netz gedroht….
Natürlich ist die IFPI euphorisch über diese Schritte.