Breaking The News

Wildprovider präsentiert docking station#1:
Breaking The News
von Marc Lee.

Ausstellungseröffnung: Donnerstag 11.Januar, 18 Uhr

Docking Stations ist eine Ausstellungsreihe im Dock18 ab 2007 mit
wechselnden Medienstationen – u. Installationen. Stationen begegnen
uns im täglichen Leben überall. Sie komprimieren bestimmte Funktionen
des alltäglichen Lebens an einem Ort und bieten Zugang zu Services
oder Dienstleistungen wie Ticketautomaten, Spielautomaten,
Telefonzellen oder Check-In. Wie solche Systeme auch künstlerisch
umgesetzt werden, wollen wir mit der Ausstellungsreihe Docking
Stations demonstrieren. Deswegen präsentiert Wildprovider im Dock18
das ganze Jahr über diverse Stationen und Installationen, denen man
sicher gerne auch im öffentlichen Raum begegnen würde.

Die Medienstation Breaking the News von Marc Lee beschäftigt sich mit
der Welt der Neuigkeiten. Aktuelle Meldungen aus dem Internet werden
unmittelbar in den Raum übertragen. Der Benutzer kann ohne
Vorkenntnisse Suchabfragen starten und erhält einen raumübergreifenden
Einblick in die aktuellen News der Welt. Darüber hinaus werden die
Benutzerinnen zu News Jockeys (NJ) indem sie mit den Filmen, Texten,
Sounds und Bildern virtuell jonglieren können.

Marc Lee beschäftigt sich in seiner künstlerischen Arbeit seit langem
mit News und deren visuellen oder systematischen Umsetzung.
Mittlerweile arbeitet er selbst auch für das Schweizer SF/DRS. Als
Gründungsmitglied des Kollektivs LAN wurde er mit “tracenoizer” an
internationalen Festivals (u.a. Transmediale, Ars Electronica, Viper)
mit Preisen ausgezeichnet. 2003 wurde Marc Lee für loogie.net mit dem
Förderpreis der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich
ausgezeichnet, sowie mit dem CreaTYty award der TV Productioners
Center. Weitere Projekte sind der TV-BOT (2004), Radio-Bot (2005) und
das Open News Network (2005) für das er den Viper Award 05 gewonnen
hat.

Breaking the News
Eröffnung: 11.Januar, 18 Uhr
Begrüssung Mario Purkathofer
Einleitung Nils Röller (Studienbereich Neue Medien)
Softwarepräsentation NJ Marc Lee

Öffnungszeiten: 12.Januar – 23.Januar, 16-22 Uhr
Weitere Veranstaltungen im Rahmen der Ausstellung: COPY BAR! am
Freitag 12.1. und 19.1. ab 21 Uhr mit lokalen DJS und News Jockey Marc
Lee.

Dock18
Raum für Medienkulturen
Grubenstrasse 18
8045 Zürich
(S10 Haltestelle SZU Binz, Bus Linie 33 Haltestelle Manesseplatz)
www.dock18.ch

Videos von Last Late Multimedia Show zu Digitalen Rechten

Kultpavillion hat die Last Late Multimedia Show zu Digitalen Rechten aufgezeichnet und sie sind nun online verfügbar.

Auch die Digitale Allmend war mit Martin und Daniel dabei:

Was Sony und andere grosse MajorLabels jeden Tag machen, wird hier von Daniel Boos und Martin Feutz präsentiert: CDs und DVDs vor dem Kopieren schützen. Erstaunlich, wie einfach das geht. Es braucht nur eine Bohrmaschine (Marke egal) und schon kann das Werk geschützt werden.

Es finden sich weitere Beiträge von:

“Music is meant to be shared”, eine kommerzielle Interpretation davon.

Die anhaltende Publizität um das Thema “music sharing” wird auch von kommerzieller Seite aufgegriffen. Bei engadget.com wurde ich auf Werbung des K5 MP3 Players von Samsung *aufmerksam*. Dies hauptsächlich durch folgenden Claim: “MP3 Freedom is sharing a soundtrack”.

Nun, das Sharing in Samsung’s Sinn bezieht sich leider nur auf die eingebaute Boombox, a.k.a. Lautsprecher, die ermöglicht Lieblingstracks mit Freunden zu “sharen”.

Spielt die folgenden Formate: MP3, WMA, OGG, Vorbis

Bei Subscription Services wird Janus DRM a.k.a. Windows Media DRM eingesetzt….

mp3-freedom-1.jpgmp3-freedom2.jpg

Werkgespräch Rebell.tv

Stefan M. Seydel stellt das Medienkonglomerat Rebell.tv vor. Über 1500 Filme an einem Abend. Stefan Seydel wurde als Blogger selbst schon von den Massenmedien entdeckt, die sich mit solchen und ähnlichen Titeln zu Wort melden: Der Thurgauer elektrisierte Vagabund macht web-tv für 300’000 und behauptet Wir-sind-das-web”. Irgendwer hat es dann blog genannt. Sind Videoportale im Internet wirklich eine ernsthafte bedrohung fürs TV? Das Fernsehen hat seinen Meister gefunden. Der Schweizer, der lieber eine Multinationalität wäre, plappert sich durch Deutschland und das Web glotzt mit (Wiederholung in 3sat). Hausgemachtes Fernsehen (do it yourself) erobert die Medienwelt. Ein Kuss aus dem Netz ohne Filmblut. Video comes to the blog. Meet your next buzzword.Voll das leben mag Fakten nicht. Der Raketensender wie die Rakete. Was Videoblogging tatsächlich ist und welche sozialen Auswirkungen zu erwarten sind erfahren wir von Amateurrebell und Mediendissident Stefan M. Seydel.

Werkgespräch Rebell.tv
Mittwoch, 13.Dezember 20 Uhr

Dock18
Raum für Medienkulturen YWSWYG
Grubenstrasse 18
CH-8045 Zürich
http://map.search.ch/zuerich/grubenstr.-18
+41 44 4502540
www.dock18.ch

Last Late Multi Media Show zu DRM

Im Dock18 findet am 18. Dezember 2006 die “LAST LATE MULTI MEDIA SHOW”.

In der letzten Multi Media Show des Jahres treffen sich wieder Gäste aus Politik, Technik, Kunst und Musik auf den Sofas im Dock18.

Am Tag darauf findet die Wintersession des Ständerats statt um die neue Urheberrechts Revision zu besprechen. Aus diesem Anlass findet die Veranstaltung “Last Late Media Show” zu den Kernthemen DRM, Digitale Rechte, Kunstfreiheit, Kopierfreiheit, Illegale Kunst, Freie Lizenzen und Urheberrecht statt. Neben Live-Urheberrechtsverletzungen und Umgehung von Kopierschutzmassnahmen werden Kunstprojekte vorgestellt. Kurze Redebeiträge zu den Themen des Urheberrechts und DRM, Kurzinterviews im Sofa und jede Menge Musik unter freien Lizenzen warten auf die Besucher. Bar ist geöffnet. Die Show wird aufgezeichnet online ausgestrahlt (www.kultpavillon.ch).

Mit dabei sind Norbert Bollow (Siug Schweiz), Beat Matzenauer (Kunstministerium.ch), Hernani Marquez (Chaostreff Zürich), Daniel Boos, Martin Feutz (Digitale Allmend), Roger Levy (Kultpavillon), Marc Lee (Medienkünstler), Bitnik.org (Download-finished.com), Roger Levy (Kultpavillon), Jonas Ohrstrom, Patric Kaufmann, Marc Widmer (Atelier Anorg, Sonicsquirrel.net), u.a. Moderiert von Mario Purkathofer.

Eintritt ist frei und das Dock18 ist an der Grubenstrasse 18, Zürich.

Die Veranstaltung beginnt um 20:00

EMI bietet Downloads ohne DRM an

Ist dies das Anfang vom Ende? Nun beginnen bereits die Majors Songs als mp3, ohne DRM, zu verkaufen. Das Wall Street Journal berichtete vor ein paar Tagen, dass diese Massnahme nicht zuletzt auf die Dominanz des IPods zurückzuführen ist, der einzig Apple’s DRM oder kein DRM abspielt.

The music industry has long resisted selling music in the MP3 format, which lacks the copy protections that prevent songs from being duplicated endlessly. But now, Blue Note Records and its marquee artist, jazz-pop singer Norah Jones, are selling her latest single through Yahoo Inc. as an MP3 — despite the risk that it may add to piracy problems.

The move represents a small but significant retreat from one of the central tenets of the music industry’s digital strategy. EMI Group PLC’s Blue Note and other music companies are beginning to think they will have to sell some MP3-formatted music both to satisfy customer demand and to provide access to Apple Computer Inc.’s iPod for songs that are sold by online stores other than Apple’s iTunes Store.
Source: EMI to sell some music dowloads without DRM, By ETHAN SMITH and NICK WINGFIELD, Wall Street Journal, December 6, 2006; Page B1

Geistige Monopolrechte als Bedrohung für Gerechtigkeit, Entwicklung und Demokratie?

Gestern haben sich in Berlin Vertreter von NGO‘s aus Deutschland und anderen Ländern getroffen, um auf die Problematik eines immer stärker ausgeprägten Schutzes von geistigem Eigentum hinzuweisen. Dabei kamen Aktivisten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, bei denen Zugang zu Wissen (a2k) eine wichtige Rolle spielt.

Die ganztägige Diskussionsveranstaltung fand im Vorfeld des G8-Gipfels statt, der nächsten Sommer in Deutschland abgehalten werden soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits angekündigt, geistige Eigentumsrechte zu einem der Hauptthemen an dem Gipfel zu machen. Dass verfolgte Ziel hierbei ist eine Stärkung geistiger Eigentumsrechte, welche der deutschen Wirtschaft Wettbewerbsvorteile verschaffen soll.

Wissen ist in der heutigen Informationsgesellschaft wertvoller als je zuvor und zu einem der wichtigsten Produktionsfaktoren herangewachsen. Wissen hat aber nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen sozialen und kulturellen Wert.

Von den anwesenden NGO’s wurde insbesondere kritisiert, dass durch diese Entwicklung gerade in Ländern des globalen Südens Entwicklungen behindert, Verbraucherinteressen geschädigt, medizinische Versorgung blockiert und teilweise massiv Menschenrechte verletzt würden.

Ein Bündnis aus momentan 19 NGO’s und anderen Organisationen will nun gemeinsam darauf aufmerksam machen, welche negativen Folgen in Kauf genommen werden müssen, wenn weiterhin wirtschaftliche Interessen über gesellschaftliche Interessen gehoben werden.

Die Diskussionen und Vorträge drehten sich vorallem um die Bereiche Medikamente, Saatgut und Filesharing/Urheberrecht.

Tobias Luppe von der Organisation «Ärzte ohne Grenzen» stellte beispielsweise die Regelung von Patenten bei Medikamenten in Frage, die zur Folge hat, dass sich viele Menschen auf der Welt lebensnotwendige Medikamente nicht leisten können. Auch die Patente an Lebewesen und Pflanzen wurden stark kritisiert. Georg Janssen von der AbL schilderte, wie Saatgut-Konzerne gerade versuchen würden, über die schleichende Einführung von genverändertem Saatgut die Bauern in ihre Abhängigkeit zu treiben.

Peter Jenner, der ehemalige Manager von Pink Floyd und Generalsekretär des Internationalen Musik-Manager-Forums, wies auf die Missstände in der Musikindustrie hin. Er plädierte für ein Kompensationssystem, das über einen leicht erhöhten Internetzugang finanziert werden soll. Neben Geräteabgaben, wie man sie bereits kennt, schlägt er vor, dass die ISP‘s auf jeden Internetzugang einen kleinen Betrag aufschlagen, der dann den Musikern zukommen soll. In Deutschland währen das etwa 4 Euro pro Monat. Nach ihm ist ein pauschales Vergütungssystem der einzige Weg, um den Grundgedanken eines freien Informationsflusses im Netz zu erhalten. Jeder hätte dann Zugang zum gesamten Musikangebot. Insbesondere das Sampling, welches Jenner als «unheimlich wichtig» bezeichnet, würde so nicht behindert. Nach Peter Jenner gäbe es selbst bei einem solchen Vergütungssystem noch genügend Möglichkeiten für kommerzielle Musik-Dienste über das Internet. Beispielsweise einem Dienst zur Filterung von Musik, der gegen Bezahlung genutzt werden könnte.

Interessant war die Einschätzung von Peter Jenner über die Zukunft der Musikindustrie. Er meinte, die Musikindustrie hätte nun eingesehen, dass die Einschüchterungsversuche von Nutzer keinen Erfolg bringen würde. Wie wir bereits berichteten, ist er auch der Meinung, dass sich die Musikindustrie mit DRM «selber in den Fuss schiesst».

Hingegen hätte am Vortag bei einem IFPI-Treffen in Brüssel selbst der Vorsitzende von IFPI, die erfolgreiche Plattform YouTube als innovatives Beispiel erwähnt, obwohl YouTube nur dank Urheberrechtsverletzungen so erfolgreich wurde. Kennzeichnend an der Entwicklung von Diensten wie YouTube ist laut Jenner aber auch, dass dort das Sampling eine grosse Rolle spielt und die «Grenzen zwischen Künstler (Gestalter) und Konsument verwischen».

Die Slides, Ton- und Videoaufzeichnungen aller Vorträge der Veranstaltung werden demnächst auf der Website der G8 NGO-Plattform zum Download bereitstehen. Zudem hat Markus Beckedahl von Netzpolitik.org ein halbstündiges Interview mit Peter Jenner gemacht, dass bald als Podcast und Download auf seinem Weblog zur Verfügung stehen wird.

Kulturministerium zu Kunstfreiheit – Fragezeichen

Die Digitale Allmend wurde an eine Retraite des Kulturministers Heinrich Gartentor eingeladen. Das Kulturministerium lud zum Thema “Kunstfreiheit – Fragezeichen” ein. Während zwei Tagen diskutierten Personen verschiedener Organisationen über die Reform des Urheberrechts, Verwertungsgesellschaften, Digitalisierung, Creative Commons, DRM etc. Die Diskussionen waren sehr angeregt und es wurde auf die gegenseitigen Anliegen durchaus eingegangen. Wir von der Digitalen Allmend wurden dabei unter anderem über Creative Commons befragt. Es scheint mir wichtig, dass weiters gemeinsame Diskussionen geführt werden und wir deutlich auf unsere Anliegen aufmerksam machen.

Kultpavillon war auch dabei und hat das ganze gefilmt. Interessant sind insbesondere die kurzen Interviews mit den einzelnen Teilnehmenden. Man wurde aufgefordert in wenigen Worten kurz Antwort zu Fragen rund um das Thema der Retraite zu antworten.

Die Verwertungsgesellschaft und wir. Ein Nachtrag zum Thema Suisa

Es ist zehn Uhr morgens, wir sitzen im angenehm abgedunkelten Sitzungszimmer im Untergeschoss der Suisa, uns gegenüber am Tisch aus edlem, schweren Holz haben zwei freundliche Vertreter der schweizerischen Gesellschaft fürs Inkasso künstlerischer, manchmal durch Zweite umgesetzter, potentiell von Dritten genutzer Inhalte, Platz genommen.

Man ist unserem Anliegen wohlgesonnen, hat Verständnis für die schwierige Arbeit eines Kleinstverlages für experimentelle, elektronische Musik. Schliesslich seien wir ja auch Mitglieder bei erwähnter Gesellschaft – Nichtmitglieder würde man gar nicht anhören, sondern die entsprechenden Gebühren einfordern. Unser Musiklabel domizil existiert nun seit zehn Jahren und ein längst überfälliger Schritt hat uns veranlasst, mit der Wahrnehmerin unserer Rechte in Kontakt zu treten, weil wir künftig ebendiese Wahrnehmung etwas einschränken möchten, indem wir neben der kommerziellen Verwertung von beispielsweise Auftragsmusikprojekten unsere eigene Musik und die unserer Mitkünstler gratis ins Internet stellen und solche Publikationen künftig mit Creative Commons-Lizenzen versehen wollen, weil diese uns als der zeitgenössischere und adaptivere Schutz für einige unserer Arbeiten erscheinen.

Vorgängig bewusstseinserweiternd wirkten die Halbjahres- Zweieinhalbjahres- und dann nicht mehr eintreffenden Abrechungen unserer Vertriebe – die Verkaufszahlen unserer Platten und CDs – welche uns eigentlich schon von Beginn weg ahnen liessen, dass keine vergoldete Zukunft bevorstand. Zuerst erklärten wir uns diesen Umstand so, dass die ja schon sehr viel länger existierende, experimentelle elektronische Musik – vom Piepen des Theremins hin zum Dröhnen des Postindustrial – eine Weile lang vom Phänomen Techno profitiert hätten und sich nun im selben Wellental der Populärkultur befänden wie die Vierviertelmusik, an deren Rand oder in deren Abkühl (Chillout)-Räumen sich unser Tun für ein paar adoleszente Jahre manifestierte. Andererseits hatten wir uns ja gerade für eine wirklich schwierige, schwer verort- wie konsumierbare Form künstlerischen Schaffens entschieden. Eine akustische Arbeit, welche sich sehr bewusst in Schnittmengen, auf Grenzlinien von künstlerischen Medien und Genres bewegt. Sozusagen hatte unser Kleinverlag also von Beginn weg ein, äh, Wahrnehmungsproblem.

Fatal wirkte natürlich, dass sich das Distributionsformat unserer Musik, die Compact Disc, aus den spezialisierten Wahrnehmungszirkeln schon zu verabschieden begann, als wir so richtig loslegen wollten – trotz verbleibender Haptikfetisch-Szene grassiert das Lädeli- und Vertriebssterben seit einigen Jahren, nicht erst seit gestern. Domizil war zum Zeitpunkt seiner Gründung ein Akt der Selbsthilfe – einerseits gab es in der Schweiz kaum Produkions- wie Rezeptionsstruktur für unsere Art von Musik, andererseits fragte niemand danach, ob aus der Schweiz allenfalls interessante Beiträge zum aktuellen, internationalen Musikgeschehen kommen könnten. Unser Label war also von Beginn weg eher Produktions- und Promotionsinstrument denn Geldmaschine.

Weil Geld, so lasse ich an diesem Morgen bei der Suisa über feinmaseriges Gehölz hinweg verlauten, Geld verdient der heutige und gestrige und überhaupt die Mehrheit der Musiker, wenn sie denn nicht gerade Schweizer Exportfrodos, Pirates of the Schlafvorstädte oder Feinbäcker einer Internationalen von Mütterherzen sind (oder in lokaler Ausprägung bedenklichen Heimatkonstrukten mittels gesanglichen Darbietungen in ihrem Lokaldialekt entsprechen möchten), hauptsächlich durch so konkrete Tätigkeiten wie Konzerte geben, Gebrauchsmusik für Filme oder das Theater herzustellen, oder durch Arbeit in berufungsfremden Gebieten der Wertschöpfung.

Es sei zwar schön und sicherlich recht, meine mühsam hervorgebrachten Weltanzweiflungen vor Verstümmelung durch Dritte geschützt zu wissen, aber doch nicht vor der Konsumtion durch ebendiese, weil sie doch der eigentliche Sinn und Zweck der Übung sei, und diese müsse doch mit allen erdenklichen Mitteln gefördert werden, also schwillt mein Redefluss weiter an. Soweit so gut, meinen die zwei Angestellten der Suisa – nur eben eigentlich gäbe es keine Ausnahme vom Inkasso, also dem Verlangen eines Entgelts für die Nutzung meiner Arbeit – ob ich dieses nun möchte oder nicht, weil wir hätten als Suisa-Mitglieder diesen Vertrag bei ihrer Gesellschaft unterschrieben und nun die nichtkommerziellen und kommerziellen Vewendungsformen unserer Arbeit auseinander dröseln zu müssen, liege ausserhalb des möglichen Verwaltungsaufwands. So widerspreche auch eine Creative Commons-Lizenz ganz grundsätzlich dem Inhalt der Verträge der Suisa. Aber man sei bereit, allfällige Formen einer Ausnahme auf Vorgesetztenebene zu diskutieren, da gäbe sich sicherlich eine Lösung in unserem Sinne, natürlich ohne etwas zu versprechen, wohlverstanden. Hier die darauffolgende E-Mail- Korrespondenz mit der Suisa:

ich bin unsicher, ob sie mir eine allfällige antwort der suisa auf unsere anfragen/unser treffen schon zugestellt haben; mein mail-account scheint probleme zu haben. wenn ja: schicken sie mir doch ihre nachricht nochmals auf maeder@domizil.ch, ansonsten entschuldigen sie bitte meine ungelduld – vielen dank!

herzlich
marcus maeder

Vielen Dank für Ihr Mail. Wir haben bisher noch nicht geantwortet. Zwischenzeitlich konnten wir Ihr Anliegen diskutieren.

Die SUISA ist zum Schluss gekommen, dass wir bezüglich der Musiknutzung auf
www.domizil.ch nicht auf die Anwendung der rechtsgültigen Tarife verzichten können. Wir müssten bei allen Downloads, welche in der Schweiz gratis angeboten werden, auf eine Entschädigung verzichten. Dies wollen und können wir aus diversen Gründen nicht machen.

Wir schlagen vierteljährliche Akontozahlungen von Fr. 150.00 und eine Schlussabrechnung der effektiv erfolgten Downloads per Ende Jahr vor. Dazu brauchen wir die Anzahl Downloads pro Werk, damit wir nach dem Inkasso die entsprechende Verteilung vornehmen können.

Bitte informieren Sie uns ab wann Sie Downloads gratis anbieten werden.

Es tut uns leid, dass wir Ihren Wünschen nicht entsprechen können und bitten Sie um Verständnis.

Für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen
SUISA

besten dank für ihre nachricht; ich kann ihnen unsere enttäuschung schwer verhehlen. sie teilen uns mit, dass das von uns geplante vorhaben nach Ihrer auffassung gebührenpflichtig ist. sie erwähnen diverse gründe dafür. ich wäre ihnen dankbar, wenn sie uns diese gründe genauer erläutern könnten.

es kann nicht sein, dass wir gegen aussen hin die arbeiten kostenlos zum download anbieten und hinter den kulissen dafür bezahlen müssen. bitte berücksichtigen sie hier, dass die meisten auf domizil erscheinenden arbeiten unsere eigenen sind, dass es sich um einen kleinen kreis von hörern handelt, die sich mit passwort in einen praktisch privaten bereich einloggen müssen, um die kunstwerke (welche nur teilweise aus musik bestehen) herunterzuladen.

sie verunmöglichen mit ihrer haltung das fortbestehen und die entwicklung eines künstlerischen netzwerks, welches nun schon seit zehn jahren ehrenamtlich und mit erheblichem aufwand an eigenmitteln betrieben wird. es gibt eine vielzahl von ähnlichen projekten im internet, auch in der schweiz, welche als community-plattform genau gleich funktionieren – wollen sie nun da auch überall die tarife einfordern oder sind nur wir jetzt einfach in ihrem fokus, weil wir uns ehrlich gemeldet haben? wir als künstler müssen doch selber entscheiden können, welche arbeiten wir kommerziell verwertet haben wollen, und welche wir kostenlos zur verfügung stellen möchten.

wir müssen die bei von uns betreuten, sehr schwierigen werke auf möglichst einfache weise einem breiteren publikum zugänglich machen – wenn die hörer nun die von ihnen verlangten 10 rappen mit einem verrechnungszuschlag von 60 rappen (kreditkarte/paypal) bezahlen
müssen, ist das doch absurd – niemand wird das tun und wir haben keine neuen hörer gewonnen.

wir hoffen auf verständnis von ihrer seite und wären sehr froh, einen anderen lösungsvorschlag oder eine genauere begründung zu erhalten. wir können ihrem verrechnungsvorschlag aus existentiellen und idealistischen gründen unmöglich nachkommen.

freundliche grüsse
marcus maeder
bernd schurer
domizil

Vielen Dank für Ihr mail.

Das kostenlose Anbieten Ihrer eigenen Werke auf Ihrer Domain wäre allenfalls noch lösbar. Bezüglich Werken von Autoren, welche bei ausländischen Verwertungsgesellschaften Mitglied sind, sehen wir aufgrund der Verträge zwischen der SUISA und ausländischen Gesellschaften keine Möglichkeit, ein Inkasso zu umgehen.

Da wir zur Gleichbehandlung verpflichtet sind, müssen wir entscheiden, ob wir für Gratisdownloads eine Entschädigung bezüglich der Nutzung des musikalischen Urheberrechts verlangen sollen. Oder ob Gratisdownloads, unbesehen davon wer diese anbietet, generell frei sein sollen.

Wir gehen davon aus, dass der überwiegende Teil unserer Mitglieder wünscht, dass für Downloads, welche gratis angeboten werden, eine Mindestentschädigung geschuldet ist.

Der Mitglieder-Vertrag der SUISA sieht nicht vor einzelne Werke von der Verwertung auszunehmen. Dies ist auch bei den Verträgen von anderen Verwertungsgesellschaften der Fall.

Dies sind einige der Gründe, weshalb wir Ihrem Wunsch nicht entsprechen
können.

Für weitere Fragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüssen
SUISA

Solche Korrespondenz lässt mich über den Umstand grübeln, dass jede Veröffentlichung, jegliches Hinstellen einer künstlerischen Arbeit ganz generell immer vom Kommerz und seinen Distributionsformaten oder Konsumtionsformen durchdrungen ist, also egal ob CD oder File, nie im ökonomisch wertfreien Raum übermittelt wird. Und vor allem: Ob wir denn mit domizil und den Verträgen, die wir mit der Suisa abschlossen haben, nicht allzu sehr dem Idealismus einer „demokratischeren“, weniger elitären Kunstdistributions- und Wertschöpfungsform der Gattung „technisch reproduzierbares Kunstwerk“ (den Begriff prägte Walter Benjamin bereits 1936) aufgesessen sind, also unsere Äusserungen viel flüchtiger hätten vornehmen und verbreiten müssen, sozusagen eigentlich in den Wind schreiben, musizieren hätten müssen – um das Werk mit grossem W (Markus Popp von Oval sagte dazu Musik mit grossem M) ein für allemal hinter uns zu lassen, weil dieser Apfel immer durch kapitalistische, materialistische Implikationen vergiftet ist.

Von solchen Spekulationen nehme ich den Ausnahmefall „Wenn-es-richtig-einschenkt“ natürlich aus. Leider kommt aber „Wenn-es-richtig-einschenkt“ sehr sehr selten vor, in meinem Fall letztmals anlässlich der Landesausstellung 2002, als ich für den Landwirtschaftsteil Motorengeräusche von Landwirtschaftsfahrzeugen, Sounds von Trendsportarten und etwas Musik herstellen durfte und das dann für ein Jahr lief. Da wars natürlich toll, Mitglied der Suisa zu sein, da hatte der Verein plötzlich ein grosses S, da war auf der Abrechung Ende Jahr endlich mal mehr als Franken 4.20 Leerträgervergütung drauf. Darum muss es meiner Meinung nach möglich sein, die Werke mit grossem W (wie künstlerischer Wille) von denen mit kleinem w und ihrem eher rhizomatischen Gefüge (da ziele ich jetzt nicht auf so etwas wie eine digitale Folklore ab) zu unterscheiden – also kommerzielle Produktionen, die sich in ihrem Werkcharakter an einem Markt, den (noch) nicht wir definieren, orientieren, von Beiträgen zur aktuellen künstlerischen Diskussion, zu Speisungen der Netzwerke, zum Markt der Ideen und Reflektion zu unterscheiden. Solche Bereiche scheinen mir im Gesichtsfeld der Verwertungsgesellschaften ein komplett blinder Fleck zu sein. Nachvollziehbarerweise, denn so wie Urheberrecht, Businessplan der Industrie und Praxis der Verwertungsgesellschaften im Moment korrelieren und solches mit der Revision des Urheberrechts auch noch für die Zukunft zementiert wird, wäre eine zu formulierende Vision einer zukünftigen Kulturökonomie im Gesetzestext auch eine viel zu schlecht zu kalkulierende Einheit.

Musikrat Tagung: IFPI , Logistep, Vermassung

Ein Bericht zur Tagung Musik – grenzenlos, kostenlos, schutzlos? wurde auf der Musikrat Webseite veröffentlicht.

Die Rolle von Logistep müsste man eigentlich einmal genauer beleuchten. Ihr Überwachungssystem und Massenabmahnungen haben schon zu klagen der deutschen Generalstaatsanwaltschaft geführt. Der Tatsache, dass “in der Schweiz stehen der Umsetzung vorderhand noch juristische Hindernisse entgegen” stehen, würde ich dementsprechend eher als positiv sehen und nicht wie Logistep. An der Tagung sollte zudem auch ein jugendlicher “Straftäter” vorgeführt werden.

Patrick Linder, Geschäftsführer des Schweizer Musikrates SMR erklärte, weshalb der vorgesehene Programmpunkt „Erlebnisse eines Internetpiraten“ gestrichen werden müsse. Wohl habe sich ein jugendlicher „Straftäter“ finden lassen, doch nach anfänglicher Zusage habe dieser sich wieder zurückgezogen. Zu sehr klängen bei ihm die Nachwirkungen der strafrechtlichen Verfolgung (inkl. Hausdurchsuchung) noch nach.

Nach unseren Quellen stimmt dies jedoch so nur bedingt. Dies wurde zwar gesagt, aber es wurde noch eine Zusatzinfo gegeben, welche nicht mehr im Bericht ist. Der jugendliche “Straftäter”, der vielleicht deshalb in Anführungszeichen steht, weil er nicht oder noch nicht rechtsmässig verurteilt wurde, stellte sich plötzlich die Frage, woher sie den seinen Namen wüssten. Er sagte dann ab und drohte zu klagen, wenn irgendwo sein Namen erscheint.

Wir sind übrigens immer noch auf der Suche nach einer rechtsgültigen Verurteilung vor einen schweizerischen Gericht. Sendet uns doch bitte Hinweise an info(at)allmend.ch

Das letzte Statement bringt scheinbar auf den Punkt, was noch andere während der Tagung beklagt haben.

Das letzte Wort hatte Daniel Fueter, Präsident von Suisseculture . Er wies darauf hin, dass die Demokratisierung der Musikkultur auch negative Resultate hervorgebracht habe: Hektik, Banalisierung, Beliebigkeit und Vermassung. Gleichzeitig fühle sich das Individuum von der Entwicklung bestätig nach dem Motto: „Ich bin mein eigenes Endgerät“. Ein letztes Mal forderte er ein starkes, griffiges URG und postulierte den Vorrang der Kreativität vor der Verwertung.

Den ersten Satz sehe ich nicht gleich. Kommt natürlich darauf an, was man unter Demokratisierung versteht. Demokratisierung soll zudem nicht mit “Vermassung” verwechselt werden, wie auch von anderen scheinbar an dieser Tagung beklagt wurde. Beispielsweise ist Musik von Netlabels gut und es ist durchaus zu befürworten, wenn mehr und mehr Personen Musik produzieren. Falls damit jedoch Musikstar oder andere Formate gemeint sind, dann würde ich zu bedenken geben, dass dies eigentlich nichts mit Demokratisierung der Musik zu tun haben. Die Forderung nach dem Vorrang der Kreativität vor der Verwertung ist zwar gut, nur entspricht sich nicht der Realität der aktuellen Urheberrechtsrevision mit den technischen Schutzmassnahmen, die vor allem den Verwerter zu Gute kommt.

Update: PJ Wassermann hat sein Referat an der Tagung zum Thema “Kreativität, Urheberrecht und die Musikindustrie” in seinem Blog veröffentlicht.
Der Artikel zeigt auf:

Dabei habe ich im Kern vor allem darauf hingewiesen, dass es untragbar ist, dass genau die Musikindustrie, die so viele Künstler betrogen und über den Tisch gezogen hat, sich nun als Wahrer der der Urheberrechte aufspielt – die Industrie hat ein so schlechtes Image, dass das Publikum sich im Recht fühlt, wenn es gratis Musik herunterlädt.