FairSharing kritisiert die Musikindustrie

Das Netzwerk FairSharing kritisiert in ihrer letzten Pressemittelung die Vorhaben der deutschen IFPI. An ihrem Jahreskongress letzten Donnerstag in Berlin wurde angekündigt, dass in Zukunft pro Monat mehr als 1000 Personen verklagt werden sollen, die illegal Musik herunterladen. Der Geschäftsführer der deutschen Phonoverbände hat zudem die Abschaffung der Privatkopie gefordert.

FairSharing warnt insbesondere vor dem Vorhaben der IFPI, die über Schadensersatzforderungen eingenommenen Beträge in die Finanzierung von Musikunterricht an Schulen fliessen zu lassen. «Anstatt die Jugendlichen vernünftig aufzuklären und sie auch von ihrem Recht auf private Kopien zu informieren wird hier versucht, Schulhöfe zu indoktrinieren. Wir fordern Schulrektorinnen und Lehrerinnen auf, eine solch gezielte Desinformation zu verhindern», meint Sebastian Brux von der Grünen Jugend, welche zusammen mit dem Foebud e.V. und der Attac AG Wissensallmende zu den FairSharing-Mitglieder zählen.

«Chaos Computer Club Zürich» gegründet

Am 23C3 hat der frühere Verein «Chaostreff Zürich» den Status des Erfahrungsaustauschkreises zugesprochen bekommen und nennt sich seit seiner Vereinsversammlung vom 20.01.2007 «Chaos Computer Club Zürich» oder «CCCZH», womit die Anbindung zum Chaos Computer Club e.V. (mit Sitz in Hamburg) hervorgehoben werden soll. Der Verein gilt damit als die lokale Niederlassung des CCC e.V. für die Region des Kantons Zürich.

Typische politische Themenbereiche im CCC-Umfeld bewegen sich um den Datenschutz und der Informationsfreiheit, d.h. dem Schutz privater, schützenswerter Daten auf der einen Seite und dem Recht sich aus beliebigen Quellen ungehindert informieren zu können auf der anderen Seite. In technischer Hinsicht fordert der CCCZH den kreativen und konstruktiven Umgang mit Technologie nach der Hackerethik des CCC e.V., wobei die Grenzen von Technologien ausgelotet werden sollen und deren Einsatz immer mit Einbezug der möglichen gesellschaftlichen Auswirkungen erfolgen soll.

Nebst der allwöchentlichen Treffveranstaltung im Club- und Veranstatlungsraum des DOCK18, wo sich Mitglieder und Interessierte austauschen können, organisiert der CCCZH im April die Veranstatltung des «Chaosdock 2007», einer Konferenz im kleinen Rahmen, die als Formen der Inhaltsvermittlung Vorträge, Workshops und Filmvorführungen einsetzt. Auf schweizerischer Ebene beteiligt sich der CCCZH an der Organisation der Chaos Singularity 2007 (oder CoSin), die auf ähnliche Inhaltsvermittlungsformen wie dem Chaosdock zurückgreift, aber in einem grösseren Rahmen stattfinden wird. Tagen wird diese Veranstatlung im Juli. Diese physischen Kanäle verwendet der CCCZH, um seine Anliegen gegen aussen zu tragen, Kontakte zu knüpfen und die vereinszweckmässigen Arbeiten seiner Mitglieder zu thematisieren.

Weitere Infos gibt es auf der Website des CCCZH.

Beobachter – F.A.Q. zu den häufigsten Fragen rund um urheberrechtlich geschützte Musik im Netz

Der Schweizerische Beobachter hat in seiner neuesten Ausgabe einen Artikel über urheberrechtlich geschützte Musik im Netz. Die zehn häufigsten Fragen und Antworten sind dabei sehr lesenswert.

Neben dem mehrfach schon bestätigten Aussage, dass in der Schweiz der Download von Musik legal ist und bleibt, hat es auch eine Antwort zur Frage von Schadenersatzforderungen der IFPI. Die IFPI  beobachtet Tauschbörsen und hat auch schon Briefe mit Schadenersatzforderungen bis zu Fr. 9000.- verschickt. Der Beobachter schreibt nun:

Die Urheberrechtsexperten sind sich einig, dass diese Schadenersatzforderungen gerichtlich kaum durchsetzbar sind. Aus diesem Grund müssen die Betroffenen die Erklärung der IFPI nicht unterschreiben. Es besteht allerdings die Gefahr, dass die IFPI dann Strafanzeige erstattet.

Geistige Monopolrechte als Bedrohung für Gerechtigkeit, Entwicklung und Demokratie?

Gestern haben sich in Berlin Vertreter von NGO‘s aus Deutschland und anderen Ländern getroffen, um auf die Problematik eines immer stärker ausgeprägten Schutzes von geistigem Eigentum hinzuweisen. Dabei kamen Aktivisten aus unterschiedlichen Bereichen zusammen, bei denen Zugang zu Wissen (a2k) eine wichtige Rolle spielt.

Die ganztägige Diskussionsveranstaltung fand im Vorfeld des G8-Gipfels statt, der nächsten Sommer in Deutschland abgehalten werden soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat bereits angekündigt, geistige Eigentumsrechte zu einem der Hauptthemen an dem Gipfel zu machen. Dass verfolgte Ziel hierbei ist eine Stärkung geistiger Eigentumsrechte, welche der deutschen Wirtschaft Wettbewerbsvorteile verschaffen soll.

Wissen ist in der heutigen Informationsgesellschaft wertvoller als je zuvor und zu einem der wichtigsten Produktionsfaktoren herangewachsen. Wissen hat aber nicht nur einen ökonomischen, sondern auch einen sozialen und kulturellen Wert.

Von den anwesenden NGO’s wurde insbesondere kritisiert, dass durch diese Entwicklung gerade in Ländern des globalen Südens Entwicklungen behindert, Verbraucherinteressen geschädigt, medizinische Versorgung blockiert und teilweise massiv Menschenrechte verletzt würden.

Ein Bündnis aus momentan 19 NGO’s und anderen Organisationen will nun gemeinsam darauf aufmerksam machen, welche negativen Folgen in Kauf genommen werden müssen, wenn weiterhin wirtschaftliche Interessen über gesellschaftliche Interessen gehoben werden.

Die Diskussionen und Vorträge drehten sich vorallem um die Bereiche Medikamente, Saatgut und Filesharing/Urheberrecht.

Tobias Luppe von der Organisation «Ärzte ohne Grenzen» stellte beispielsweise die Regelung von Patenten bei Medikamenten in Frage, die zur Folge hat, dass sich viele Menschen auf der Welt lebensnotwendige Medikamente nicht leisten können. Auch die Patente an Lebewesen und Pflanzen wurden stark kritisiert. Georg Janssen von der AbL schilderte, wie Saatgut-Konzerne gerade versuchen würden, über die schleichende Einführung von genverändertem Saatgut die Bauern in ihre Abhängigkeit zu treiben.

Peter Jenner, der ehemalige Manager von Pink Floyd und Generalsekretär des Internationalen Musik-Manager-Forums, wies auf die Missstände in der Musikindustrie hin. Er plädierte für ein Kompensationssystem, das über einen leicht erhöhten Internetzugang finanziert werden soll. Neben Geräteabgaben, wie man sie bereits kennt, schlägt er vor, dass die ISP‘s auf jeden Internetzugang einen kleinen Betrag aufschlagen, der dann den Musikern zukommen soll. In Deutschland währen das etwa 4 Euro pro Monat. Nach ihm ist ein pauschales Vergütungssystem der einzige Weg, um den Grundgedanken eines freien Informationsflusses im Netz zu erhalten. Jeder hätte dann Zugang zum gesamten Musikangebot. Insbesondere das Sampling, welches Jenner als «unheimlich wichtig» bezeichnet, würde so nicht behindert. Nach Peter Jenner gäbe es selbst bei einem solchen Vergütungssystem noch genügend Möglichkeiten für kommerzielle Musik-Dienste über das Internet. Beispielsweise einem Dienst zur Filterung von Musik, der gegen Bezahlung genutzt werden könnte.

Interessant war die Einschätzung von Peter Jenner über die Zukunft der Musikindustrie. Er meinte, die Musikindustrie hätte nun eingesehen, dass die Einschüchterungsversuche von Nutzer keinen Erfolg bringen würde. Wie wir bereits berichteten, ist er auch der Meinung, dass sich die Musikindustrie mit DRM «selber in den Fuss schiesst».

Hingegen hätte am Vortag bei einem IFPI-Treffen in Brüssel selbst der Vorsitzende von IFPI, die erfolgreiche Plattform YouTube als innovatives Beispiel erwähnt, obwohl YouTube nur dank Urheberrechtsverletzungen so erfolgreich wurde. Kennzeichnend an der Entwicklung von Diensten wie YouTube ist laut Jenner aber auch, dass dort das Sampling eine grosse Rolle spielt und die «Grenzen zwischen Künstler (Gestalter) und Konsument verwischen».

Die Slides, Ton- und Videoaufzeichnungen aller Vorträge der Veranstaltung werden demnächst auf der Website der G8 NGO-Plattform zum Download bereitstehen. Zudem hat Markus Beckedahl von Netzpolitik.org ein halbstündiges Interview mit Peter Jenner gemacht, dass bald als Podcast und Download auf seinem Weblog zur Verfügung stehen wird.

Musikrat Tagung: IFPI , Logistep, Vermassung

Ein Bericht zur Tagung Musik – grenzenlos, kostenlos, schutzlos? wurde auf der Musikrat Webseite veröffentlicht.

Die Rolle von Logistep müsste man eigentlich einmal genauer beleuchten. Ihr Überwachungssystem und Massenabmahnungen haben schon zu klagen der deutschen Generalstaatsanwaltschaft geführt. Der Tatsache, dass “in der Schweiz stehen der Umsetzung vorderhand noch juristische Hindernisse entgegen” stehen, würde ich dementsprechend eher als positiv sehen und nicht wie Logistep. An der Tagung sollte zudem auch ein jugendlicher “Straftäter” vorgeführt werden.

Patrick Linder, Geschäftsführer des Schweizer Musikrates SMR erklärte, weshalb der vorgesehene Programmpunkt „Erlebnisse eines Internetpiraten“ gestrichen werden müsse. Wohl habe sich ein jugendlicher „Straftäter“ finden lassen, doch nach anfänglicher Zusage habe dieser sich wieder zurückgezogen. Zu sehr klängen bei ihm die Nachwirkungen der strafrechtlichen Verfolgung (inkl. Hausdurchsuchung) noch nach.

Nach unseren Quellen stimmt dies jedoch so nur bedingt. Dies wurde zwar gesagt, aber es wurde noch eine Zusatzinfo gegeben, welche nicht mehr im Bericht ist. Der jugendliche “Straftäter”, der vielleicht deshalb in Anführungszeichen steht, weil er nicht oder noch nicht rechtsmässig verurteilt wurde, stellte sich plötzlich die Frage, woher sie den seinen Namen wüssten. Er sagte dann ab und drohte zu klagen, wenn irgendwo sein Namen erscheint.

Wir sind übrigens immer noch auf der Suche nach einer rechtsgültigen Verurteilung vor einen schweizerischen Gericht. Sendet uns doch bitte Hinweise an info(at)allmend.ch

Das letzte Statement bringt scheinbar auf den Punkt, was noch andere während der Tagung beklagt haben.

Das letzte Wort hatte Daniel Fueter, Präsident von Suisseculture . Er wies darauf hin, dass die Demokratisierung der Musikkultur auch negative Resultate hervorgebracht habe: Hektik, Banalisierung, Beliebigkeit und Vermassung. Gleichzeitig fühle sich das Individuum von der Entwicklung bestätig nach dem Motto: „Ich bin mein eigenes Endgerät“. Ein letztes Mal forderte er ein starkes, griffiges URG und postulierte den Vorrang der Kreativität vor der Verwertung.

Den ersten Satz sehe ich nicht gleich. Kommt natürlich darauf an, was man unter Demokratisierung versteht. Demokratisierung soll zudem nicht mit “Vermassung” verwechselt werden, wie auch von anderen scheinbar an dieser Tagung beklagt wurde. Beispielsweise ist Musik von Netlabels gut und es ist durchaus zu befürworten, wenn mehr und mehr Personen Musik produzieren. Falls damit jedoch Musikstar oder andere Formate gemeint sind, dann würde ich zu bedenken geben, dass dies eigentlich nichts mit Demokratisierung der Musik zu tun haben. Die Forderung nach dem Vorrang der Kreativität vor der Verwertung ist zwar gut, nur entspricht sich nicht der Realität der aktuellen Urheberrechtsrevision mit den technischen Schutzmassnahmen, die vor allem den Verwerter zu Gute kommt.

Update: PJ Wassermann hat sein Referat an der Tagung zum Thema “Kreativität, Urheberrecht und die Musikindustrie” in seinem Blog veröffentlicht.
Der Artikel zeigt auf:

Dabei habe ich im Kern vor allem darauf hingewiesen, dass es untragbar ist, dass genau die Musikindustrie, die so viele Künstler betrogen und über den Tisch gezogen hat, sich nun als Wahrer der der Urheberrechte aufspielt – die Industrie hat ein so schlechtes Image, dass das Publikum sich im Recht fühlt, wenn es gratis Musik herunterlädt.

Strategiewechsel bei Universal Music

Universal will noch dieses Jahr den gesamten Musikkatalog auf einer Online-Plattform anbieten, die ausschliesslich durch Werbung finanziert werden soll. Der Dienst soll vorerst nur in den USA und Kanada verfügbar sein. Die Songs werden wohl durch das DRM-System von Microsoft geschützt, womit sie auf einem iPod nicht laufen werden.

Nachdem die Musikindustrie lange vergeblich versucht hat, durch kriminalisierung von meist jugentlichen Konsumenten das Tauschen von Musik über P2P-Tauschbörsen zu Verhindern, wird nun anscheinend mit neuen Geschäftsmodellen versucht, die jungen Hörer zurück zu gewinnen. Diese Zielgruppe sei besonders interessant für die Werbebranche und habe zudem genug Zeit um sich Werbefilme anzusehen.

Quellen:
NZZ Online
golem.de
SF Tagesschau

Video- und Tonaufzeichnungen der Veranstaltung “The Grey Commons” online

Das Referat von Rasmus Fleischer, dem Aktivist des “Bureau of Piracy” in Schweden, steht auf der Download-Seite in verschiedenen Formaten zur Verfügung. Die Veranstaltung fand am 28.6 in der Roten Fabrik statt und hatte folgenden Inhalt:

Ein Blick zu Projekten in Skandinavien: “Piratbyran” (Bureau of Piracy) und “Piratgruppen” fördern die informationelle Piraterie und fokussieren sich auf Fragestellungen zu geistigen Monopolrechten und File Sharing. Die beiden sind Schwesterorganisationen von “The Pirate Bay”, dem weltweit grössten Bittorrent-Tracker. Dieser ist ein Herzstück von modernem Filesharing. Auf rechtlicher Ebene ist die “Piratpartiet” (The Pirate Party) aktiv – diese möchte das Urheberrecht fundamental ändern, das Patentsystem abschaffen und die Privatsphäre der Bürger stärken. Mit diesem Programm wird der Einstieg in das schwedische Parlament angestrebt.

Im Rahmen der Veranstaltung werden die Aktivisten zu Wort kommen und erklären weshalb eine graue Zone der Kopierbarkeit zentral für Kreativität ist. Sie werden dabei durch Rasmus Fleischer (Schweden) vertreten. Er wird sein Referat auf Englisch halten.

Der Veranstaltungshinweis enthält auch Links mit Hintergrundinformationen, zu Presseartikeln und Interviews mit Rasmus Fleischer.

Pirate Party Backs Speedy, Anonymizing Internet Service

As part of an ongoing campaign for privacy, PiratPartiet, the Swedish Pirate Party, are giving their backing to a new anonymizing service called Relakks, which, unlike proxies, promises no loss of speed on any internet service – including P2P.

The Pirate Party is working towards three goals: shared culture, free knowledge, and protected privacy.

As part of the fight for privacy, the party aims to win seats in the Swedish parliament in the upcoming national elections in September. This will place them in a position to begin fulfilling an election promise to work on turning the tide against Sweden becoming a surveillance state.

Full article (August 14, 2006): http://www.slyck.com/news.php?story=1263