Nun haben wir die Antworten von Suisa zu den FAQ, die wir ihnen Anfang Oktober geschickt haben, erhalten. Vielen Dank an Poto Wegener, Leiter Urheberabteilung SUISA.
1.Ist es möglich, als SUISA-Mitglied einzelne Werke unter einer CC-Lizenz zu veröffentlichen?
Nein. Der Mitgliedschaftsvertrag mit der SUISA hält fest, dass der Urheber alle seine Werke anmelden muss. Die SUISA wird vertraglich verpflichtet, die ihr im Vertrag eingeräumten Rechte an allen Werken des Urhebers wahrzunehmen.
Eine andere Handhabung, eine „à la carte-Wahrnehmung“, hätte folgende Konsequenzen: Obwohl der Urheber einzelne seiner Werke ausnimmt, entstehen der SUISA diesbezüglich Verwaltungskosten; beispielsweise durch das Heraussuchen dieser Werke aus den Sendemeldungen der SRG. Da mit den Werken kein Umsatz erzielt wird, würden die entsprechenden Kosten zulasten jener Urheber gehen, die keine CC-Lizenz vergeben. Dies wäre unsozial!
1.Welche Werknutzungen gestattet eine CC-Lizenz?
Unabhängig von der Art und Weise der CC-Lizenz gilt folgendes: Bezugspunkt der Lizenz sind nur die Rechte der Urheber am Werk, nicht aber die Rechte der Interpreten und der Tonträgerfirma an den Aufnahmen dieser Werke. Diese sog. verwandten Schutzrechte müssen auch bei Vorhandensein einer CC-Lizenz zusätzlich eingeholt werden. Ohne entsprechende Einwilligung kann der Urheber mit der CC-Lizenz nur erlauben, dass Noten seines Werkes verwendet werden.
3.Als Label veröffentlichen wir auf unserer Seite CC-lizenzierte Musik? Müssen wir Entschädigungen zahlen?
Massgebend ist nicht, ob die Werke auf der Website mit einer CC-Lizenz versehen sind, sondern ob der Urheber im Einzelfall vor der Vergabe der Lizenz bereits Mitglied einer Verwertungsgesellschaft ist oder nicht. Im Falle von Werken deren Rechte von einem Urheber der SUISA oder einer anderen Gesellschaft anvertraut wurden, besteht eine Zahlungspflicht.
4.Falls ich aus der SUISA austrete, kann ich dann meine bisherige Musik neu unter CC lizenzieren?
Ja. Kündet ein Urheber den Wahrnehmungsvertrag, so nimmt er sämtliche Rechte wieder selbst wahr. Es steht ihm sodann frei, seine Werke mit einer CC-Lizenz zu versehen. Zu beachten ist folgendes: Veröffentlicht er die Werke unter einer „non-commercial“-Lizenz dürfte es ihm dennoch verwehrt bleiben, für kommerzielle Nutzungen Urheberrechtsentschädigungen zu verlangen; so wird beispielsweise kein Radiosender, der die Werke des Urhebers spielt, bereit sein, mit diesem einen Vertrag über die Werknutzung abzuschliessen.
5. Ich habe bereits Musik unter CC lizenziert, kann ich noch der SUISA beitreten?
Ja. Mit dem Mitgliedschaftsvertrag räumt der Urheber der SUISA zwar auch die Rechte an den früher geschriebenen Werken ein. Hat er Rechte an diesen Werken aber bereits einem Dritten eingeräumt (z.B. mit einer CC-Lizenz), so werden diese nicht vom Vertrag mit der SUISA erfasst. Solche früheren Rechtsübertragungen müssen bei Vertragsunterzeichnung der SUISA allerdings mitgeteilt werden.
6.Ich betreibe ein Webradio mit nur CC-Musik. Muss ich SUISA-Entschädigungen zahlen?
Nein, sofern an sämtlichen gespielten Werken kein Urheber oder Verleger beteiligt ist, welcher Mitglied der SUISA oder einer anderen ausländischen Verwertungsgesellschaft ist.
7. Ein Radio spielt meine CC-Musik. Muss das Radio dafür Pauschalabgaben zahlen, und wenn ja, kommen diese mir als Künstler zu Gute?
Ja, sofern der Urheber Mitglied der SUISA oder einer anderen Verwertungsgesellschaft ist: Das Radio zahlt eine Pauschale. Dieses Geld wird auf jene Werke verteilt, die auf der Programmliste des Senders angeführt werden. Da weder das Radio noch die SUISA diese Listen mit Tausenden von Songs nach CC-Werken durchsucht, wird der Urheber für diese Werknutzung entschädigt – möglicherweise entgegen der von ihm benutzten Lizenz.
Nein, falls der Urheber nicht Mitglied der SUISA oder einer anderen Verwertungsgesellschaft ist.
8.Ich veröffentliche alle meine Stücke unter CC-Lizenzen und bin nicht Mitglied der SUISA. Ist es möglich, einen Anteil an den Ausschüttungen aus der Leerträgerentschädigung zu erhalten, ohne Mitglied der SUISA zu werden?
Nein. Die von der SUISA eingezogenen Urheberrechtsentschädigungen werden nur an Mitglieder verteilt.
Aufgrund der Bestimmung in Art. 20 Abs. 4 des Urheberrechtsgesetzes kann die Leerträgerentschädigung nur von einer Verwertungsgesellschaft, nicht aber von Urhebern selbst einkassiert werden. Nichtmitgliedern entgehen diese Entschädigungen deshalb auf jeden Fall.
9.Darf ich einen Sample eines SUISA lizenzierten Stückes in einen Song einbauen, den ich mit Zustimmung des gesampelten Künstlers unter CC veröffentlichen will?
Nein. Denn die CC-Lizenz zur Nutzung des Samples bezieht sich nur auf die Rechte am Werk, also der Komposition der Vorlage. Nicht von der Lizenz erfasst ist hingegen die Aufnahme dieses Werkes. Will man den Sample legal verwenden, muss man daher zusätzlich die Rechte an der Aufnahme bei den Interpreten bzw. bei der Tonträgerfirma der Vorlage anfragen.
10 .Kann ich als SUISA-Mitglied einen Song unterschiedlich lizenzieren, etwa CC non-commericial für die Öffentlichkeit und traditionelle Lizenzen für kommerzielle Verwertungen?
Nein. Wie bereits erwähnt, muss der Urheber gemäss dem Mitgliedschaftsvertrag alle Werke der SUISA melden. Es steht ihm zwar offen, einzelne Rechte vom Vertrag auszunehmen, doch gelten solche Ausnahmen sodann für alle seine Werke. Zu beachten ist ausserdem, dass die von CC vorgesehene Unterteilung in commercial und non-commercial aus dem anglo-amerikanischen Recht stammt und mit dem kontinentaleuropäischen Recht nicht kompatibel ist. Dieses nimmt eine Unterteilung in öffentliche und private Nutzungen vor.
11.Ich drehe einen Dokumentarfilm und im Hintergrund läuft Musik. Kann ich den Film noch unter CC veröffentlichen?
Dies ist nur unter folgenden Bedingungen möglich: Der Urheber des Musikwerkes ist nicht Mitglied einer Verwertungsgesellschaft und stimmt der CC-Lizenzierung zu. Ausserdem müssen die Interpreten und der Produzent der verwendeten Aufnahme ebenfalls eine solche Nutzung gestatten.
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Danke für die Mühe – wenn die GEMA in Deutschland mal auch endlich eine Stellungnahme veröffentlichen würde, wobei es wohl ziemlich genau auf dieselben Antworten hinausläuft vermute ich mal stark, wären wir schon mal einen Schritt weiter was das angebelangt. Bisher gibts ja nur das Gerücht, dass CC-Lizenzen die GEMA ausschließen und wenn ich mir das hier ansehe vermute ich stark, dass sich das auch in Deutschland ähnlich verhalten wird.
Ad Astra
Das heisst für mich ganz konkret :
Die Suisa hat für mich ausgedient, Da Sie mich als Künstler, der auch Tracks unter CC veröffentlichen will, nicht unterstützt. (Was in anderen Ländern ja durchaus funktioniert)
Die Suisa gibt vor, die Interessen ihrer Musiker zu unterstützen (was sie von mir aus gesehen nicht tut)
Eine eigene Verwertungsgesellschaft muss her, die auch CC unterstützt. Wenn nämlich ein Song von mir am Radio kommerziell gespielt wird, möchte ich auch Tantiemen dafür bekommen. Solange dies die Suisa nicht für mich tut, sehe ich keinen Grund, ihr meine Rechte abzugeben.
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Hi,
die Situation bzgl. Verwertungsgesellschaften ist für den heutigen Multimedia-Komponisten mehr als nur unerfreulich. Wenn man z.B. gleichzeitig Musik für Computerspiele und Filme machen will, hat man ein Problem: Im Game-Business hat man als GEMA-Mitglied schlechte Karten und im Film-Business als Nicht-GEMA-Mitglied. Es sollte jedoch darauf hingewiesen werden, dass es in USA Verwertungsgesellschaften gibt, die dem Komponisten die Entscheidung überlassen, welche Stücke er bei ihnen registriert und welche nicht. So kenne ich inzwischen einige Musiker, die sich eine Steuernummer (ITIN) in den USA besorgt haben und dort einer Verwertungsgesellschaft beigetreten sind. Meine Meinung: Die im deutschsprachigen Raum tätigen Verwertungsgesellschaften sind von ihren Statuten her Dinosaurier, die auf kurz oder lang vom Aussterben bedroht sind, wenn sie sich nicht anpassen. Schließlich sollen sie ein Dienstleister für den Komponisten sein und nicht für die Fernseh- und Rundfunksender.
Im übrigen möchte ich noch etwas zu der folgenden Aussage sagen:
“Bezugspunkt der Lizenz sind nur die Rechte der Urheber am Werk, nicht aber die Rechte der Interpreten und der Tonträgerfirma an den Aufnahmen dieser Werke. Diese sog. verwandten Schutzrechte müssen auch bei Vorhandensein einer CC-Lizenz zusätzlich eingeholt werden. Ohne entsprechende Einwilligung kann der Urheber mit der CC-Lizenz nur erlauben, dass Noten seines Werkes verwendet werden.”
Das mag ja stimmen, vernachlässigt aber voll und ganz den Aspekt, dass es heutzutage Komponisten gibt, die mit Hilfe von moderner Software und Sample Libraries ihre Musik komplett ohne Mitwirkung irgendwelcher Interpreten am PC oder MAC erschaffen. Eine Tonträgerfirma haben sie auch nicht, denn die Musik wird in digitaler Form ins Netz gestellt. Dass er mit der CC-Lizenz nur erlaubt, die Noten seiner Musik zu verwenden, halte ich für falsch. Es geht um die Nutzung der zum Download angebotenen Datei für bestimmte Zwecke.
Beste Grüße,
Gunnar.
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