Ende der Verfahren gegen individuelle Filesharer?

Laut dem Blog “RIAA Watch” hat die Amerikanische Musikindustrie (Recording Industry Association of America) seit Anfang Februar keine neuen Verfahren gegen die individuelle Filesharer eingebracht. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sie genau 17,587 Personen mit Klage bedroht. Ob das wohl das Ende der Kampagne darstellt? Falls ja, sollte das mal jemand der IFPI erzählen, die ja noch munter weitermacht.

Veranstaltung: Theaters of Possession

Einladung zum Digitalen Salon des Studienbereichs Neue Medien
Do, 5.7.2007, 20:00, im Cabaret Voltaire

“Theaters of Possession OS, Konrad Becker,
http://www.cabaretvoltaire.ch/aktuell/aktuell.php?ID=80

“Theaters of Possession OS” untersucht die psychologischen und subjektiven Grundlagen von Kommunikationstechnologie in Informationsgesellschaften. Die räsentation beleuchtet die Zusammenhänge von Besessenheit und Besitz, geistigem Eigentum und Technologien kultureller Reproduktion im Zusammenhang mit dem Konzept von “Strategic Reality”.

Die Geschichte der Medientechnologie ist eine Spukgeschichte. High-Tech Simulationssysteme des Military-Entertainment Komplex haben ihren Ursprung in den Spektakeln der Phantasmagorie, eines maschinellen Gespensterdramas vom Ende des 18 Jahrhunderts. Von Anbeginn ist die Entwicklung mimetischer Maschinen begleitet von seltsamen Spiegelwelten und Spukgestalten aus dem Jenseits. Eine Unzahl von Geistern auf der Suche nach einem Körper inkarnierten sich in den neuen Medien. Die gesamte Frühgeschichte des Films und der Photographie ist von (Un-)Toten besiedelt und auch die Erfindung des Radios war begleitet von der Vorstellung nun mit den Toten kommunizieren zu können. Umgekehrt wird Technologie erfolgreich angewendet um die Lebenden zum Verstummen zu bringen. Lebendig begraben unter Systemen der symbolischen Herrschaft.

Der böse Blick wacht über die Katakomben des Intellectual Property und der sozialen Kategorisierung. In einer Welt des Informationsfeudalismus, sind die Theaters of Possession die Schlachtfelder der Kontrolle von Objekt uns Subjekt. In den Medien des Alltags zeigt sich das Enigma der Zombies: Was ist der Unterschied zwischen Tod und Leben?

Konrad Becker, Global Security Alliance

Konrad Becker gründete das Sicherheitsdienstleistungsunternehmen “Global-Security Alliance”, leitet das “Institut für neue Kulturtechnologien/t0”, ist Initiator des Cultural Intelligence Network “World-Information.Org” und war Mitbegründer von “Public Netbase” (1994-2006). Zahlreiche eröffentlichungen als Autor, Künstler, Komponist, Organisator und Produzent etc.. im Bereich Informationstechnologien. Veröffentlichung u.a. von “Tactical Reality Dictionary” (Autonomedia/Selene 2002, online: http://world-information.org/trd

Global Security Alliance bietet als Unternehmen für Sicherheitsdienstleistungen ein breites Spektrum von Systemlösungen und Einzelanwendungen für vielfältige sicherheitskulturelle Anforderungen.

www.global-security-alliance.com
www.world-information.org
www.t0.or.at

Stellungnahme zur Anhörung zum Entwurf für eine neue SRG-Konzession

Im Moment findet gerade die Anhörung zum Entwurf für die neue SRG-Konzession statt. Gestern habe Communica.ch und wir eine gemeinsame Stellungnahme dazu veröffentlicht. Im wesentlichen geht es darum, einen Auftrag für ein frei zugängliches Archiv in die neue Konzession aufzunehmen.

Sehr geehrte Damen und Herren

Gerne nutzen wir die Gelegenheit, uns zur laufenden Anhörung zum Entwurf für eine neue SRG-Konzession zu äussern. Dabei beziehen wir uns insbesondere auf die Artikel 8, 9 und 11 des Entwurfs (Verbreitung über Internet, Abruf von Sendungen sowie Online-Angebote).

Die Schweizer Plattform zur Informationsgesellschaft – comunica-ch – hat in den Jahren 2005 – 06 ein Konzept für eine Domaine public entwickelt und zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte erklärt (näheres dazu siehe http://www.comunica-
ch.net/rubrique.php3?id_rubrique=60
sowie
http://www.medienheft.ch/dossier/bibliothek/d25_LudwigWolf.html).

Dabei geht es im Kern um den öffentlichen wie unbeschränkten Zugang zu Leistungen, Produktionen etc., die im Rahmen des Service public von der Öffentlichkeit via Steuern oder Gebühren finanziert wurden. Die SRG als nationaler medialer Service public-Veranstalter sollte unseres Erachtens in diesem Zusammenhang eine Vorbild-Funktion haben, was Bestandteil der neuen SRG-Konzession sein müsste.

Continue reading

Brasilien: Zwangslizenz für Aids Medikament

Nachdem Brasilien immer wieder mit Zwangslizenzen gedroht hat, ist dieses Mittel nun zum ersten Mal zur Anwendung gekommen. Damit ensteht ein sehr grosser Präzendenzfall, wie Entwicklungsländer (und, so fürchtet die Pharmaindustrie, vielleicht auch bald reichere Länder) etwas gegen nicht-finanzierbare Preise lebenswichtiger Arzeneimittel unternehmen können.

Source: A2K Brasil Programme of the Centre for Technology and Society (CTS) of Fundação Getulio Vargas School of Law in Rio de Janeiro, full text
In an historical decision, the Brazilian Government issues a compulsory licence for an anti-retroviral drug

Yesterday, for the very first time in Brazilian history, a pharmaceutical company had its patent compulsorily licensed by the Federal Government due to its public interest. Before the issuance of the compulsory license, President Luis Inacio Lula da Silva issued a decree declaring the anti-retroviral Efavirenz of public interest.

The anti-retroviral Efavirenz, used by 38% of Brazilians under AIDS treatment, is currently held by the North-American laboratory Merck Sharp & Dohme, the owner of the patent. According to the Brazilian Government, the measure will allow a decrease of 72% on the drug’s current price now that generic versions of Efavirenz will be imported from Indian laboratories.

Merck will receive from Brazil royalties of 1,5% over the amount invested on purchising of the drug from Indian laboratories. The compulsory licensing is a legal and legitimate instrument recognized by both Brazilian law and international trade agreements, namely the TRIPs agreement of the World Trade Organisation.

According to informations provided by the Brazilian Ministry of Health, “the practice of compulsory licensing for pharmaceutical products is frequently used both by developed (Italia and Canada, for example) and developing countries. In antiviral drugs case, developing countries already used that flexibility: Mozambique, Malasya, Indonesia and, more recently, Thailand”.

OECD Studie zu User-Created Content

Die OECD hat kürzlich eine 74 seitige Studie zu User-Created Content veröffentlicht, die sich vor allem mit wirtschaftlichen, sozialen und policy Aspekten beschäftigt.

Participative Web: User-Created Content
The concept of the “participative web” is based on an Internet increasingly influenced by intelligent web services that empower the user to contribute to developing, rating, collaborating on and distributing Internet content and customising Internet applications. As the Internet is more embedded in people’s lives “users” draw on new Internet applications to express themselves through “user-created content” (UCC).
This study describes the rapid growth of UCC, its increasing role in worldwide communication and draws out implications for policy. Questions addressed include: What is user-created content? What are its key drivers, its scope and different forms? What are new value chains and business models? What are the extent and form of social, cultural and economic opportunities and impacts? What are associated challenges? Is there a government role and what form could it take?

DRS Podcast zu WIPO Intellectual Property Day

Gestern war WIPO Intellectual Property Day. Zu diesem Anlass gestaltete Patrick Tschudin für DRS2 einen 4.5 minütigen Bericht, den es nun als Podcast anzuhören gibt (5:00-9:30). Dieser Hinweis ist etwas in “eigener Sache”, denn zwar kommt auch der Leiter der Enforcement Abteilung der WIPO zu Wort, aber ein Grossteil des Berichtes besteht aus einem Interview mit mir….

Die Schweiz im Visier der “International Intellectual Property Alliance” (IIPA)

Die “International Intellectual Property Alliance“, eine US-Amerikanische Lobbying Organisation, hat vor kurzem ihren Jahresbericht 2007 über den Stand des Schutzes des “geistigen Eigentums” weltweit veröffentlicht. Diese Bericht wurde dem US Trade Representative (USTR) übergeben, der ihn in der Regel als Grundlage für die sogenannten “special 301” Verfahren benutzt. Diese Verfahren sind eines der zentralen Druckmittel, mittels denen die US Regierung auf bilateralem Weg extrem strikte Regelungen durchzusetzen versucht.

“Special 301” is the part of U.S. trade law that requires the U.S. Trade Representative (USTR) to identify countries that deny adequate and effective protection for intellectual property rights (IPR) or that deny fair and equitable market access for U.S. persons who rely on IPR. Once “identified,” the country could face bilateral U.S. trade sanctions if changes are not made to the address U.S. concerns.

Unter der Rubirk “COUNTRIES DESERVING SPECIAL MENTION” befindet sich dieses Jahr auch die Schweiz:

Special 301 Recommendation: IIPA specially mentions Switzerland in this year’s Special 301 filing, but does not make a recommendation for listing at this time. However, IIPA does recommend that an out-of-cycle-review be conducted this year to evaluate the efforts of the Swiss Government to amend its copyright law, and specifically: the removal of proposed sweeping exemptions and compulsory licenses for broadcasting organizations for online use of content; the removal of right to circumvent technological protection measures for use of exceptions; and the introduction of legal source requirement.

Was hier ausgesprochen wird ist eine Drohung, dass wenn die CH nicht die UHR Revision im Interesse der US Copyright Industrie durchführt, dann Schwierigkeiten in den nächsten bilateralen Handelsabkommen auftauchen werden. Die Schweiz ist allerdings nur eines von knapp 50 Ländern, die im Bericht negativ erwähnt werden, was die BBC dazu bringt zu kommentieren, dass dieser Bericht in erster Linie ein Zeichen sei, wie sehr die US Copyright Industrie “out-of-touch” mit den Rest der Welt sei.

Sammelband “Wissen und Eigentum” jetzt auch als PDF

Der Sammelband “Wissen und Eigentum” von Jeanette Hofmann ist nun auch als .pdf zum Herunterladen und Weiterverbreiten verfügbar. Er steht unter der Creative Commons Lizenz by-nc-nd.

Die einzelnen Kapitel:

I. Einleitung
Jeanette Hofmann / Christian Katzenbach: Einführung
James Boyle: Eine Politik des geistigen Eigentums

II. Geschichte und Theorie

Thomas Dreier / Georg Nolte: Einführung in das Urheberrecht
Hannes Siegrist: Geschichte des geistigen Eigentums und der Urheberrechte.Kulturelle Handlungsrechte in der Moderne
Klaus Goldhammer: Wissensgesellschaft und Informationsgüter aus ökonomischer Sicht

III. Technische und rechtliche Strukturen

Till Kreutzer: Das Spannungsfeld zwischen Wissen und Eigentum im neuen Urheberrecht
Corinna Heineke: Adventure TRIPS – Die Globalisierung geistiger Eigentumsrechte im Nord-Süd-Konflikt
Volker Grassmuck: Wissenskontrolle durch DRM: von Überfluss zu Mangel

IV: Kunst und Kulturgüter

Friedemann Kawohl / Martin Kretschmer: Von Tondichtern und DJs – Urheberrecht zwischen Melodieneigentum und Musikpraxis
Heike Andermann / Andreas Degkwitz: Zirkulation wissenschaftlicher Information in elektronischen Räumen

V. Märkte und Geschäftsmodelle

Joscha Wullweber: Marktinteressen und Biopiraterie – Auseinandersetzungen um das «grüne Gold der Gene»
Johann Cas und Walter Peissl: Datenhandel – ein Geschäft wie jedes andere?
Robert A. Gehring: FOSS, die Firma und der Markt

VI. Ausblick

Felix Stalder: Neue Formen der Öffentlichkeit und kulturellen Innovation zwischen Copyleft, Creative Commons und Public Domain
Bernd Lutterbeck: Die Zukunft der Wissensgesellschaft

(via katzenbach.info)

EMI bietet Downloads ohne DRM an

Ist dies das Anfang vom Ende? Nun beginnen bereits die Majors Songs als mp3, ohne DRM, zu verkaufen. Das Wall Street Journal berichtete vor ein paar Tagen, dass diese Massnahme nicht zuletzt auf die Dominanz des IPods zurückzuführen ist, der einzig Apple’s DRM oder kein DRM abspielt.

The music industry has long resisted selling music in the MP3 format, which lacks the copy protections that prevent songs from being duplicated endlessly. But now, Blue Note Records and its marquee artist, jazz-pop singer Norah Jones, are selling her latest single through Yahoo Inc. as an MP3 — despite the risk that it may add to piracy problems.

The move represents a small but significant retreat from one of the central tenets of the music industry’s digital strategy. EMI Group PLC’s Blue Note and other music companies are beginning to think they will have to sell some MP3-formatted music both to satisfy customer demand and to provide access to Apple Computer Inc.’s iPod for songs that are sold by online stores other than Apple’s iTunes Store.
Source: EMI to sell some music dowloads without DRM, By ETHAN SMITH and NICK WINGFIELD, Wall Street Journal, December 6, 2006; Page B1

Big labels are f*cked, and DRM is dead – Peter Jenner

The Register hat ein sehr interessantes Interview mit Peter Jenner, einem erfahren Musikmanager (Pink Floyd, the Clash, Billy Bragg etc) in dem dieser nicht nur feststellt dass DRM für die Musikindustrie tot sei, sondern auch eine Art Kulturpauschale als wahrscheinlichste Lösung ansieht.

So I think in two or three years blanket licenses will be with us in most countries.

Das scheint mir doch sehr optimistisch zu sein. Denn trotz mehreren Jahren Diskussion zu diesem Thema ist es mit der Technologie noch nicht sehr weit, um das möglich zu machen, der politische Wille ist nirgendwo zu finden, und die Verwertungsgesellschaften, die diese neue Pauschale administrieren würden, halten sich mehr als bedeckt. Aber wer weiss, vielleicht ändern sich die Zeiten ja, zu hoffen ist es.