Die Lesegruppe der Digitalen Allmend bespricht weitere Fallstudien der Internetkultur auf Trinidad. Vieles im Material von Daniel Miller gleicht den Verhältnissen, wie wir sie in Europa kennen. Die digitale Moderne überlagert sich aber mit Elementen des kolonialen Erbes zu einer komplizierten Gemengelage.
Das zeigt sich etwa in der Figur von Arvind, der dem Facebook online Game Farmville verfallen ist. Der Autor macht keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen eine Haltung, die der besten Tradition Trinidads direkt entgegenläuft. Die sieht Miller in der Figur von Eric Williams (1911-1981) verkörpert. Der führte Trinidad in die Unabhängigkeit und engagierte sich, um der kolonialen landwirtschaftlichen Rohstoffabhängigkeit eine wirtschaftliche Alternative mit mehr Wertschöpfung entgegen zu stellen.
Und was tun nun Jugendliche wie Arvind? Sie spielen ein Landwirtschaftsspielchen, dass ihnen ein US-Konzern anbietet.
Nun ist Miller allzu sehr Ethnologe, um da stehen zu bleiben. Er sieht sich die soziale Lage von Arvind genauer an, der zu den Verlierern einer neueren Entwicklung gehört. Er ist kein Sprössling der Oberschicht, welche sich wenig um den lokalen Kontext kümmert und den Nachwuchs an den besten Schulen und internationalen Unis platziert. Persönlich erscheint Arvind eher scheu und gehemmt. Facebook und Farmville erlauben ihm, vor dem Bildschirm auf indirektere Art dabei zu sein. Schlussendlich nimmt Miller von jeglicher Verurteilung Abstand. Sein Vorschlag, Medien wie Facebook oder Farmville „nach ihrem Nutzen für die Benachteiligten“ zu beurteilen, führt allerdings zur weiteren Frage, wie dieser Nutzen gefasst werden kann.
Noch sind wir allerdings bei den eher beschreibenden Fallbeispielen. Im Schlussteil des Buches will der Autor dann das Material analysieren.