Sherry Turkle schliesst ihr Buch “Verloren unter 100 Freunden” mit einem pessimistischen Ausblick auf die Auswirkung der Netzwerkkultur ab. Wenn man der Autorin glaubt besteht aber noch Hoffnung, denn das Internet ist erst am Anfang.
Das zweite Kapitel schliesst ab wie es begonnen hat: In narrativer Form werden individuelle Erlebnisse geschildert, ohne dass die Autorin deutlich Stellung bezieht. So erfahren wir, was einzelne Menschen dazu bewegt intimste Geheimnisse auf PostSecret zu veröffentlichen oder ein zweites Leben auf Second Life zu führen.
Die von uns vermisste Reflexion finden wir aber schliesslich doch noch in der Zusammenfassung.
Diese ist deutlich und recht pessimistisch. Sherry Turkle ist der Meinung, dass Technologie zu viel Zeit von uns verlangt. Zeit die fehlt um sie mit anderen Menschen zu verbringen. Die aus informationstechnischer Verbundenheit entstandene Nähe ist nicht echt. Im Notfall scheint auf die Facebookfreunde kein Verlass. Die Mehrheit der von der Autorin Befragten gab an an, dass ihnen als echte einzige Zuflucht nur die Familie bleibt.
Die im ersten Kapitel beschriebenen Experimente mit Robotern als Ersatz für menschliche Pflege und Nähe könnten fatale Folgen haben. Auch wenn das Argument, dass es besser sei einen Roboter als Begleitung zu haben als Niemand wiederholt wird, betont die Autorin wie wichtig liebevolle Zuwendung ist. Dies trifft nicht nur auf Senioren, sondern speziell auch auf Kinder zu. Die Entwicklung von Kleinkindern, die von Roboter anstatt von Menschen umgeben aufwachsen ist unbekannt, potentiell katastrophal.
Da wir das Internet nicht einfach abschalten können, müssen wir wohl damit leben. Die Autorin empfiehlt es als Technologie zu verstehen, die erst am Anfang ist und sieht uns an einem Wendepunkt. In Zukunft sollten wir die Technologie prägen anstatt die Technologie uns. Um das zu erreichen benötigen wir ein paar altbekannte Verhaltensformen aus dem Real Life: Gute Manieren,
Konzentration, Besonnenheit, und ein Leben im Augenblick.