Die Lesegruppe der DA beschäftigt sich damit anhand eines Kapitels aus der Publikation «The 21st century media (r)evolution. Emergent communication practices» von Jim Macnamara, englisch erschienen 2010 im Verlag Peter Lang, New York.
Darin geht Macnamara, Professor für Öffentlichkeits-Kommunikation an der University of Technology in Sydney, Entwicklungen und Zukunftstendenzen medial vermittelter – und gestalteter – Politik nach.
Während der Zugang zur Verbreitung von Standpunkten via Massenmedien nur beschränkten Personengruppen offen steht – etwa Politikern, Journalisten, Industriegesellschaften, etc. – und dies auch als Verlust der Bürgerstimme verstanden werden kann, sehen viele die Neuen Medien mit ihren partizipativen Möglichkeiten als Chance, demokratische Politik wieder zu beleben und die Ideale einer Bürgerbeteiligung am Staat zu verwirklichen.
Der Autor stellt zuerst verschiedene Demokratiemodelle vor, die sich im Verständnis von Art und Ausmass der Beteiligung unterscheiden. Im Hinblick auf die Chancen des einzelnen Bürgers auf Teilhabe am öffentlichen Gemeinwesen belegt er in der Folge mit vielen Literaturhinweisen optimistische wie pessimistische Einschätzungen der Web2.0 Medien als diskursiven Ort des öffentlichen Gemeinwesens.
In der Gruppe fragen wir uns, ob die enthusiastischeren Positionen nicht doch ausblenden, dass heute zwar im Prinzip jeder und jede einen Blog einrichten kann, aber deswegen noch lange nicht zur gehörten politischen Stimme wird.
Konkrete Beispiele werden dann im Text genauer verfolgt, wie etwa die Kampagnen der verschiedenen Politiker für die Parlamentswahlen in Australien im November 2007 (da etwa der Aspekt der noch mangelnden Nutzung der Interaktionsmöglichkeiten) und internationale Entwicklungen in e-democracy und e-government. Interessant ist Macnamaras Plädoyer, anstatt über den Niedergang des politischen Engagements zu lamentieren, eher die aktuellen Entwicklungen zu beobachten: «[…] perhaps it is time to abandon the political elite view of the public sphere and relocate it, where it is more accessible and more culturally relevant. Both the location and language of the public sphere are changing.» Das Internet als «übervoller, lärmiger, chaotischer Ort wettbewerbsorientierter und erbitterter Kommunikation», der so in der modernen Konzeption der öffentlichen Sphäre zuverlässig nicht vorgesehen war.