Die Lesegruppe der Digitalen Allmend hat sich mit zwei weiteren Texten zu Aspekten des medialen Strukturwandels beschäftigt:
Dünne Verteidigung der Medien
Wenn Pietro Supino, Verleger der Tamedia AG und Vizepräsident des Verbands Schweizer Presse, sich in einem Artikel zur Qualität der Presse äusssert (1), braucht man sich nicht weiter zu wundern, wenn er sie verteidigt – etwa gegen den Bericht der Forschergruppe um Kurt Imhof, den die Lesegruppe bereits besprochen hat.
Seine Hauptargumente sind einerseits die prinzipielle Nichtexistenz von überzeitlichen Qualitätsmerkmalen (die also auch nicht einzufordern seien) und andererseits ein veränderter Mediengebrauch, der bestens ohne eigentliche Leitmedien als alleinige Foren für die öffentliche Meinungsbildung auskomme. Da Supino die Quantität des Angebots an Informationen aber mit dessen Qualität relativ sorglos gleichsetzt, bleibt die Replik insgesamt ein bisschen dünn.
Unterhaltsame geschichtliche Entwicklung des Fernsehens
Das Buch von Asa Briggs und Peter Burke (2) vermittelt einen Überblick über die Geschichte neuerer Kommunikationsmedien und ihrer sozialen und kulturellen Einbettung. Wir haben den Abschnitt über das Zeitalter des Fernsehens gelesen. In angelsächsischer, sehr angenehm zu lesender Schreibtradition werden das Aufkommen, Entwicklungen, nationale Differenzen, markante Ereignisse in einzelnen Ländern und schliesslich die kontinuierliche Ausbreitung des TV-Einflusses über alle Länder der Erde nachgezeichnet. Der Kommentar- und Forschungsteil macht mit verschiedenen theoretischen Positionen und empirischen Daten vertraut.
Nach dem, was wir gelesen haben, ein sehr empfehlenswertes Buch, um im Zeitalter der schnellen Medien-Entwicklungen ein Verständnis für Entwicklungen der Mediengeschichte zu erhalten.
1) http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Die-Qualitaet-unserer-Presse/story/28385132
2) Asa Briggs and Peter Burke : A social history of the media : from Gutenberg to the Internet. (3rd ed.) Cambridge, 2009.